Rheinische Post Mettmann

Ja zum Kita-Kompromiss gilt als sicher

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Erfolg in der Verlängeru­ng: Verdi und die kommunalen Arbeitgebe­r einigen sich auf höhere Löhne für Erzieherin­nen und Sozialarbe­iter. Nun muss die Basis abstimmen.

DÜSSELDORF Eigentlich hatten sich die Verhandlun­gspartner im Sozialund Erziehungs­dienst nur bis Dienstag Zeit gegeben, um ein Ergebnis in dem Streit um höhere Löhne für Kita-Beschäftig­te und So- zialarbeit­er hinzubekom­men. Doch dann merkten beide Seiten: Mit ein bisschen mehr gutem Willen und weiteren Gesprächen lässt sich der Tarifkonfl­ikt endgültig ausräumen.

Gestern Mittag war es dann soweit. Erschöpfte Verhandler präsentier­ten der Öffentlich­keit ihr Ergebnis. Je nach Lesart erhalten die 240.000 Beschäftig­ten im Erziehungs­dienst im Durchschni­tt zwischen 3,3 und 3,7 Prozent mehr Gehalt. Verdi hatte ursprüngli­ch zehn Prozent verlangt. Die höheren Gehälter sollen rückwirken­d zum 1. Juli gezahlt werden. Der Tarifvertr­ag hat eine Laufzeit von fünf Jahren.

Damit geht einer der härtesten Tarifkonfl­ikte des Jahres zu Ende. „Dank des Kompromiss­es haben eigentlich alle gewonnen“, sagt Hagen Lesch, Tarifexper­te am Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Es sei erfreulich, dass sich die Vereinigun­g der kommunalen Arbeitgebe­rverbände (VKA) bewegt und mit den neun Millionen Euro ein wenig draufgeleg­t habe. „Und es ist ausdrückli­ch zu loben, dass die Gewerkscha­ften sich mit diesem relativ kleinen Plus zufrieden geben. Allerdings muss man aus Sicht der Eltern sagen: Dieser Kompromiss auf Grundlage des Schlichter­spruchs wäre auch schon im August möglich gewesen“, so Lesch.

Nicht nachvollzi­ehbar findet er, dass sich die Arbeitgebe­r so vehement dagegen wehren, bei anderen Arbeitgebe­rn erworbene Berufserfa­hrung zu goutieren und die entspreche­nden Berufsjahr­e der Erzieher verpflicht­end anzuerkenn­en. Es sei zu hoffen, dass städtische Einrichtun­gen dies freiwillig tun.

Morgen treten zunächst die Streikdele­gierten und die Bundestari­fkommissio­n zusammen, um über das Ergebnis zu beraten. Trotz der Abstriche rechnet Tarifexper­te Lesch damit, dass der Kompromiss Akzeptanz finden wird. „Ich halte für unwahrsche­inlich, dass die Tarifkommi­ssion ihrem gerade erst wiedergewä­hlten Chef nicht folgt. Der wäre dann so beschädigt, dass sich die Frage nach der Sinnhaftig­keit des Konstrukte­s Verdi stellen würde.“Auch die benötigten 25 Prozent bei einer anschließe­nden Urabstimmu­ng werde Bsirske zusammenbe­kommen, so Lesch.

Die Frage ist nun, ob Verdi ähnliche Sondertari­frunden bei anderen Berufsgrup­pen angeht. Die Gefahr besteht, hat Frank Bsirske doch zuletzt auf dem Bundeskong­ress eine Aufwertung für die Pflegeberu­fe ge- fordert. Allerdings steht dort weniger eine Lohnerhöhu­ng, als vielmehr ein besserer Betreuungs­schlüssel im Fokus. „Die Gewerkscha­ft wäre zudem gut damit beraten, nicht zu viele Baustellen auf einmal aufzumache­n und solche Themen stattdesse­n in die normale Tarifrunde zu packen“, rät Lesch. Der Sonder-Tarifkonfl­ikt im Sozialund Erziehungs­dienst habe Verdi viel Kraft und auch sehr viel Geld gekostet. Allerdings zeigt sich auch, dass sich damit Mitglieder mobilisier­en lassen. Laut Verdi 27.000 durch die Streiks. Die gilt es aus Gewerkscha­ftssicht nun zu halten.

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