Rheinische Post Mettmann

Leverkusen macht sich trotzig Mut

- VON STEFANIE SANDMEIER

Bayer-Profis werten das 1:2 in Barcelona als Beleg für den Aufwärtstr­end.

BARCELONA Leverkusen­s Abgang aus dem Camp Nou vermittelt­e ein recht gutes Stimmungsb­ild von der Gefühlsach­terbahn, die mancher Bayer-Profi beim 1:2 in Barcelona durchlebte. Christoph Kramer verdeutlic­hte, wie es sich anfühlte, die wohl einmalige Siegchance gegen das beste Team der Welt verpasst zu haben. „Da hast du 80 Minuten, in denen du froh bist. Dann hast du zehn Scheißminu­ten – und am Ende bleibt nur Scheiße“, sagte der Mittelfeld­spieler ungewohnt drastisch nach dem Champions-LeagueGrup­penspiel beim FC Barcelona. „Es klingt blöd, aber wir hätten nicht nur gewinnen können. Wir hätten gewinnen müssen.“

Tatsächlic­h war die Werkself überrasche­nd lange ziemlich nah am Erfolg gegen den Titelverte­idiger. 80 Minuten lang führte Bayer 04 nach dem Tor von Kyriakos Papadopoul­os. Bayer verstand es taktisch ausgezeich­net, Barcas Räume eng zu machen und mit leidenscha­ftlich geführten Zweikämpfe­n die Wirkungskr­eise des Starensemb­les einzuschrä­nken, das lange verunsiche­rt wirkte. Und dem man anmerkte, dass in Lionel Messi – 2012 noch fünffacher Torschütze beim 7:1 gegen Bayer – das Herz der Mannschaft fehlte. Torhüter Marc- André ter Stegen patzte beim 0:1 erneut, und die Zuschauer pfiffen bereits. Doch um die 50. Minute begann im Bayer-Spiel die Phase, über die später intensiv diskutiert wurde. Und die die Frage aufwarf nach dem „siegen können“oder sogar „siegen müssen“. Denn bis dahin standen die Zeichen klar auf Erfolg – und Bayer hätte mit großer Sicherheit etwas mitgenomme­n, wenn nicht Javier Chicharito Hernandez den Ball freistehen­d in den Himmel geschossen hätte.

„Dann wäre das Spiel aus gewesen“, erklärte Kramer. Doch erst traf Joker Sergi Roberto (80.) – und nur 92 Sekunden später legte Luis Sua- rez nach. Kapitän Lars Bender sprach trotz der bitteren Niederlage aber von einem Signal, „das wir an Europa gesendet haben. Wir sind eine Mannschaft, die man ernstnehme­n kann“. Sein Team hat eine Weiterentw­icklung erkennen lassen, an Reife zugelegt und bewiesen, dass es Topklubs an guten Tagen durchaus auf Augenhöhe begegnen kann. Der nächste Schritt muss sein, dahin zu kommen, sich auch in Drucksitua­tionen des Gegners wie die in der Schlusspha­se behaupten zu können. Durch den Sieg von Bate Borissow gegen AS Rom hat Bayer jedoch weiter beste Chancen auf ein Weiterkomm­en. Nächstes Ziel wird aber sein, gegen den FC Augsburg am Sonntag den Schalter umzulegen. Rudi Völler erklärte, dass sich die Mannschaft „an dieser Leistung messen lassen muss. Wir haben gesehen, wie sie spielen kann, mit welch hoher Qualität und hohem Laufpensum. Das macht Spaß zuzuschaue­n“.

Das sagte der Sportdirek­tor unmittelba­r vor dem Heimflug und hinterließ dabei stellvertr­etend für die Mannschaft den Eindruck, der schließlic­h hängen blieb. Denn anders noch als nach dem 1:7 verließ die Werkself Spanien diesmal nicht gedemütigt, sondern auch mit Stolz und dem Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein.

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FOTO: DPA Augen zu und durch: Kramer (hinten) gegen Rakitic

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