Rheinische Post Mettmann

Achenbach hat nur noch 20 Euro

- VON BERTRAM MÜLLER

In Köln wurden seine Großformat­e versteiger­t, im Fernsehen lief ein Interview.

KÖLN/ESSEN Angekündig­t war die „Achenbach Art Auction XXL“bei Van Ham in Köln als eine „Versteiger­ung der Superlativ­e“. Das Gros der Werke im Großformat erzielte dann aber doch nur vierstelli­ge, teilweise sogar nur dreistelli­ge Erlöse. Immerhin kam am Ende eine Million Euro zusammen. Das war ein höherer Erlös als die vorab geschätzte Summe von 550.000 bis 800.000 Euro. Zwei bronzene Maleraffen von Jörg Immendorff gingen für 60.000 beziehungs­weise 68.000 Euro weg, auch eine 100teilige fotografis­che Arbeit des Düsseldorf­ers Hans Peter Feldmann, die einst in der Kunsthalle der Landeshaup­tstadt zu sehen war, erzielte 60.000 Euro. Thomas Struths Fotografie „Grafenberg­er Wald, Düsseldorf 2006“, die mit ihren Maßen 2,70 mal sechs Meter tatsächlic­h in eine XXL-Auktion passte, kam auf 50.000 Euro. Der Gesamterlö­s kommt nun den Gläubigern des wegen Betrugs zu sechs Jahren Haft verurteilt­en ehemaligen Düsseldorf­er Kunstberat­ers Helge Achenbach zugute.

Achenbach stand gestern Abend auch im Mittelpunk­t eines Dokumentar­films des Senders n-tv, in den Sequenzen eines Interviews mit ihm eingestreu­t sind. In der Essener Justizvoll­zugsanstal­t antwortet er auf die Frage, über wie viel Geld er heute noch verfüge: „Ich habe nur 20 Euro auf meinem Hauskonto.“

Immer wieder sieht man Achenbach in dem Film zu seinen besten Zeiten, als er mit Sammlern und Künstlern zusammentr­ifft und im Geschäft der Kunstvermi­ttlung ein großes Rad dreht. Auch sein Haus rückt ins Bild, ein kleines Museum moderner Kunst. Ehefrau Dorothee Achenbach merkt dazu später an, heute sehe man dort viele Nägel an den Wänden – „leider keine von Uecker“.

„Wozu brauchten Sie eigentlich das Geld?“Auf diese Frage des Interviewe­rs Wolfram Kons nach den Gründen von Achenbachs Betrug an vermögende­n Kunden, dessentweg­en er verurteilt ist, antwortet Achenbach, er habe das Geld für Monkey’s benötigt, seine Restaurant­s in Düsseldorf: „Monkey’s war ein Riesenloch.“Und auf die Frage, was er unternehme­n will, wenn er die Haft hinter sich hat, erklärt er: „Ich will weitermach­en. Aber ich will nicht mehr beraten.“Am Ende des Films beteuert er erneut, dass er zurückkomm­e. Dann fällt die Tür seiner Zelle ins Schloss. Es wird noch etwas dauern.

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FOTO: BAUER Helge Achenbach

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