Rheinische Post Mettmann

Zwei Prinzessin­nen feiern Befreiung

- VON DOROTHEE KRINGS

„A Royal Night“erzählt ein fiktives königliche­s Abenteuer aus der Nacht des 8. Mai 1945.

Es musste schon ein Weltkrieg siegreich zu Ende gehen, damit zwei Prinzessin­nen des britischen Königshaus­es den Buckingham-Palast unerkannt verlassen durften: Am 8. Mai 1945, in der Nacht nach der deutschen Kapitulati­on, durften die damals 14 und 19 Jahre alten Prinzessin­nen, Margaret und Elizabeth, zum Tanz ins Hotel Ritz. Kurz nach Mitternach­t kehrten sie heim, so viel ist verbürgt. Der Film „A Royal Night – ein königliche­s Vergnügen“spielt mit Witz und Warmherzig­keit durch, was in dieser Nacht womöglich alles passiert ist. Was, wenn die Prinzessin­nen ihre Aufpasser im Hotel Ritz ausgetrick­st und sich unter die feiernden Massen in London gemischt hätten? Und was, wenn Prinzessin Margaret nach ein paar Drinks verloren gegangen wäre und ihre vernünftig­e Schwester auf der Suche nach der Verscholle­nen einen Soldaten aus der Arbeiterkl­asse kennengele­rnt hätte?

Für Royalisten sind das anregende Fantasien, die ihren Unterhaltu­ngswert vor allem aus dem kulturelle­n Zusammenpr­all von Hochadel und Feiervolk, von zwei gänzlich weltfernen Prinzessin­nen und den Bürgern auf der Straße ziehen. Das wird im Stil klassische­r Komödien ausgemalt, wenn etwa Prinzessin Margaret sich für den Ausflug inkognito vermeintli­ch schlicht zurechtmac­ht und das Diadem im Haar vergisst. Oder wenn Prinzessin Elizabeth in einen Linienbus gerät und keinen Penny für die Fahrkarte in der Tasche hat. Das ist Rollentaus­ch-Komik wie im Märchen, nur dass die Prinzessin­nen nicht in die Bettlerrol­le schlüpfen, sondern schlicht ihr Umfeld austausche­n. Sie wagen sich auf die Straße.

Mit Sarah Gadon als klug-zurückhalt­ender Elizabeth und Bel Powley als naiv-draufgänge­rischer Margret hat der Film zwei Hauptdarst­ellerinnen, die ihre lebenden Vorbilder sanft karikieren und doch als lebendige Figuren durch diese Nacht wirbeln. Sehr viel steifer gerät Emily Watsons Versuch als Queen Mum, Rupert Everett dagegen ist sympathisc­h-souverän der stotternde George VI.. Die 40er-Jahre-Ausstattun­g ist opulent, der Film hat hohen Schauwert. Doch muss man schon ein wenig royalistis­ch gestimmt sein, um dieses Abenteuer bis zum Morgengrau­en wirklich spannend zu finden. Durch die fiktive Begegnung zwischen der künftigen Königin Elizabeth II. und dem antiroyali­stischen jungen Soldaten hätte der Film durchaus an existenzie­lle Themen rühren können. So bleibt es bei einem Märchen vor historisch bewegtem Hintergrun­d.

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FOTO: DPA Sarah Gadon (r.) als Elizabeth und Bel Powley als Princess Margaret.
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FOTO: DPA Burghart Klaußner spielt den Generalsta­atsanwalt Fritz Bauer.
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