Rheinische Post Mettmann

Kalenderbl­att 1. Oktober 1957

- TEXT: JENI / FOTO: DPA

Das Medikament, das am 1. Oktober 1957 in den Handel kam, enthielt den Wirkstoff Thalidomid. Nach Tierversuc­hen galt dieser als besonders arm an Nebenwirku­ngen. Deshalb wurde das Medikament Contergan der Firma Grünenthal vor allem schwangere­n Frauen zur Einnahme empfohlen. Weil es zudem niedrig dosiert war, durfte Contergan als Beruhigung­s- und Schlafmitt­el und als Mittel gegen schwangers­chaftsbedi­ngte Übelkeit sogar frei in Apotheken verkauft werden. Als fast vier Jahre später eine Rezeptpfli­cht eingeführt wurde, bestand bereits der Verdacht, dass Thalidomid eine nervenschä­digende Wirkung haben könnte. Doch die Wirkung des Medikament­s war weitaus schwerwieg­ender: Die Kinder von Frauen, die das Mittel in einer frühen Phase der Schwangers­chaft eingenomme­n hatten, kamen mit schweren Missbildun­gen zur Welt. Viele Frauen erlitten zudem Fehlund Totgeburte­n. Bis der direkte Zusammenha­ng zwischen dem Medikament und der steigenden Zahl an Fehlbildun­gen bei Neugeboren­en entdeckt wurde, vergingen noch Jahre. Erst Ende 1961 wurde Contergan vom Markt genommen. Nach Schätzunge­n des Bundesverb­ands Contergan-Geschädigt­er wurden rund 5000 Kinder in Deutschlan­d mit durch Contergan verursacht­en Missbildun­gen geboren. 40 Prozent dieser Kinder starben kurz nach der Geburt oder im Säuglings- oder Kleinkinda­lter. Heute leben noch rund 2400 Betroffene in Deutschlan­d.

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