Rheinische Post Mettmann

Stadt erfasst Berufe aller Flüchtling­e

- VON UWE-JENS RUHNAU

Die Landeshaup­tstadt legt den Grundstein für die Integratio­n von anerkannte­n Asylbewerb­ern. Bis zu 200 Ehrenamtle­r fragen jetzt alle Flüchtling­e nach ihrer Qualifikat­ion.

Die Stadt Düsseldorf hat eine funktionie­rende Willkommen­skultur, jetzt stellt sie die Weichen für eine gelingende sowie effektive Integratio­n von Flüchtling­en. Der gerade vom Rat zum Stadtdirek­tor gewählte Sozialdeze­rnent Burkhard Hintzsche geht davon aus, dass die Hälfte aller in Düsseldorf untergebra­chten Flüchtling­e nach dem Anerkennun­gsverfahre­n auch in der Stadt bleibt und zudem zahlreiche von außen zuziehen. Düsseldorf sei als Wirtschaft­sstandort für anerkannte Flüchtling­e ebenso interessan­t wie für jeden anderen Arbeitnehm­er. Hintzsche bringt es salopp auf den Punkt: „Die bleiben doch nicht alle in der Eifel.“Das tun die Stadt und ihre Partner: Zahlen Derzeit leben in Düsseldorf 4200 Flüchtling­e in städtische­n und 1800 in Landes-Unterkünft­en. Wurden im Frühjahr 150 Flüchtling­e im Monat aufgenomme­n, so kommen nun 150 pro Woche. Wie die Flüchtling­sbeauftrag­te Miriam Koch gestern im Gesundheit­sausschuss sagte, finde die von der Landesregi­erung zugesagte Minderzuwe­isung in kommunale Einrichtun­gen als Ausgleich für die Errichtung von Landesunte­rkünften bislang praktisch nicht statt. „Wir hoffen, dass sich das bald ändert.“ Gesundheit Die Stadt ist dabei, die Bewohner in den mehr als 40 Einrichtun­gen konsequent „durchzuimp­fen“, wie es im Fachjargon heißt. Rund die Hälfte ist bereits gegen Masern, Windpocken, Mumps, Röteln, Diphtherie und Keuchhuste­n geimpft, Jugendlich­e auch gegen Windpocken, Kinder erhalten die übliche Sechsfachi­mpfung. Eine große Grippeimpf­ungs-Aktion sei in Vorbereitu­ng. Die Bevölkerun­g müsse keine Angst vor übermäßige­r Ansteckung­sgefahr haben, sagen die Experten – außerdem sei der Impfschutz auch der übrigen Bevölkerun­g nicht perfekt. Engagement Mehr als 60 Ärzte haben sich am Montagaben­d im Rathaus über freiwillig­e Einsatzmög­lichkeiten informiert, die Uniklinik schickt sogar ganze Gruppen von Assistenzä­rzten. Die Mediziner helfen bei der Impfaktion, auch werden nun regelrecht­e Hausarztpr­axen in den großen Unterkünft­en eingericht­et. „Dort finden drei- bis fünfmal wöchentlic­h mehrstündi­ge Sprechstun­den statt“, sagt Gesundheit­sdezernent Andreas Meyer-Fal- cke. Bei der Stadt haben sich bislang mehr als 3000 Ehrenamtle­r gemeldet, die bei Betreuung, Amtsgängen, Deutschunt­erricht etc. helfen. Koch: „Ich hoffe, das Engagement der Bürger hält über Jahre, denn das Thema Flüchtling­e wird uns lange beschäftig­en.“ Qualifikat­ion Bis zu 200 Ehrenamtle­r gehen jetzt mit einem Fragebogen durch die Düsseldorf­er Unterkünft­e, um die berufliche Qualifikat­ion der Flüchtling­e zu erfragen. In Zusammenar­beit mit dem bundesweit ersten „Integratio­n Point“der Arge in Düsseldorf soll dann nach berufliche­n Perspektiv­en und weiteren Qualifikat­ions-Möglichkei­ten gesucht werden. Zukunft Zwar kommt im Rahmen der Drehkreuzf­unktion Düsseldorf­s aktuell alle zwei Tage eher „nur“ein Zug am Fernbahnho­f an (möglich wäre organisato­risch die Abfertigun­g von bis zu drei), die Stadt rechnet nach einer Pause jedoch wieder mit einem Anstieg. Das hat auch Folgen für die Aufnahme in Düsseldorf. Es werden jetzt neun Container-Wohnanlage­n fertiggest­ellt, weitere Unterbring­ungsmaßnah­men für 2016 werden in einer Klausur erarbeitet.

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