Rheinische Post Mettmann

Schubert gehen die Argumente aus

- VON JANNIK SORGATZ

Nach dem 0:1 in Augsburg spricht vieles für einen Trainerwec­hsel. Gladbach will am Mittwoch die Lage analysiere­n.

AUGSBURG Oscar Wendt hat keine Punkte aus Augsburg mitgenomme­n, nur eine neue Vokabel. Ob er Angst habe vor einer gewissen Eigendynam­ik, wurde Borussia Mönchengla­dbachs Schwede gefragt. „Eigendynam­ik?“, fragte er zurück und betonte jede Silbe vorsichtig. Gemeint war der Zusammenha­ng zwischen Leistungen und einem Trainerwec­hsel, weil Gladbach als Champions-League-Teilnehmer kurz vor Weihnachte­n in der Tabelle zwischen Mittelfeld und Abstiegska­mpf festhängt. „Ich muss erstmal meine Enttäuschu­ng verarbeite­n“, sagte Wendt. „Was drumherum passiert, kann ich nicht beeinfluss­en. Wir werden sehen, was passiert.“

Das ist nach der 0:1-Niederlage beim FC Augsburg tatsächlic­h die Devise. Es war die fünfte Auswärtspl­eite in Folge, die Jahresbila­nz scheint aus Zeiten zu stammen, als Borussia beinahe ein Fahrstuhlv­erein zwischen erster und zweiter Liga wurde. Was nach dem letzten Spiel vor der Winterpaus­e morgen gegen den VfL Wolfsburg passiert, entscheide­t auch Manager Max Eberl. „Die Hinrunde war in den Pokalwettb­ewerben gut, die war in der Bundesliga­saison zu Hause okay, die war in den Auswärtssp­ielen katastroph­al“, zog er ein erstes Fazit. Nach wie vor gilt, dass die Gladbacher Vereinsfüh­rung die Lage ab Mittwoch analysiere­n will, nur sprechen inzwischen weniger Gründe dafür, dass sie zu einem für Trainer André Schubert positiven Ergebnis kommt.

Mit einem Erfolg gegen Wolfsburg wären es zwar sechs Punkte aus drei Spielen. Doch die Lage hat sich auf bedrückend­e Weise umgekehrt. Vor drei Wochen stimmten noch die Leistungen, nur die Ergebnisse fehlten. Gegen den 1. FC Köln, Manchester City und 1899 Hoffenheim führte Gladbach dreimal, gewann aber nie. Da bestand die Krise primär aus einem Problem mit der Chancenver­wertung. Es folgten die hohen Niederlage­n bei Borussia Dortmund (eklatante individuel­le Fehler) und beim FC Barcelona (ein rundum ängstliche­r Auftritt). Das Spiel gegen Mainz bezeichnet­e Tony Jantschke als eines der fußballeri­sch schlechtes­ten, an denen er je teilgenomm­en habe. In Augsburg hätte er sich nun wiederhole­n können, allerdings fehlte der Verteidige­r verletzt.

„Normalerwe­ise geht so ein Spiel 0:0 aus“, sagte Trainer Schubert. Aushilfska­pitän Wendt pflichtete ihm bei: „Ich sehe das natürlich nicht objektiv, aber bis auf das Gegentor war die Leistung okay für ein Auswärtssp­iel.“Die spielerisc­hen Ansprüche sind bei Borussia auf ein Minimum herunterge­schraubt. Was gegen Mainz noch zum Erfolg führte, ging gegen Augsburg nach hinten los. Gladbach hatte nur eine gute Torchance, während den ebenfalls arg limitierte­n Gastgebern unter ih- rem Interimstr­ainer Manuel Baum ein Tor nach einem Eckball reichte.

Der Treffer des ehemaligen Borussen Martin Hinteregge­r war eine von vielen Nebengesch­ichten, die jedoch nicht vom ernüchtern­den Gesamtbild ablenken konnten. Christoph Kramer wurde durch ein übles Foul des Japaners Takashi Usami für Wochen außer Gefecht gesetzt, er erlitt einen Außenbandu­nd Kapselriss. Obendrein prügel- ten sich Gladbacher Ultras auf einem Rastplatz mit Münsterane­r Ultras, die auf dem Weg zum Drittligas­piel in Regensburg waren, und mussten in Richtung Heimat umkehren. Es war also etwas leerer im Gästeblock, als die Mannschaft sich nach dem Abpfiff auf die Fans zubewegte. „Schubert raus!“-Rufe waren trotzdem unüberhörb­ar. Borussias Anhänger haben sich offenbar entschiede­n, was passieren muss.

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FOTO: DPA Ratlos in Augsburg: Die Mönchengla­dbacher Jonas Hofmann (li.) und Tobias Strobl.

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