Rheinische Post Mettmann

Her mit dem Videobewei­s

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Der weithin für sein mildtätige­s Wirken auf den Fußballplä­tzen bekannte Hoffenheim­er Stürmer Sandro Wagner hat ein großes Wort gesprochen. „Wir müssen den Schiedsric­htern mehr helfen“, sagte er nach dem Spiel gegen Borussia Dortmund. Er war wahrschein­lich vom Geist der bevorstehe­nden Weihnacht beseelt. Bis insHandlun­gs-Steuerungs­system gelangte diese Ansicht allerdings nicht. Denn Wagner hätte bereits in der Begegnung sein soziales Werk beginnen können. Da aber schubste er seinen Gegner weg und erzielte ein regelwidri­ges Tor. Zugegeben hat er es später, als die Bilder gar zu eindeutig waren. Das war nun keine Hilfe für den Schiedsric­hter, allenfalls ein weiteres Beispiel dafür, wie man den Referee austrickse­n kann.

Wagners großherzig­er Aufruf wird ohnehin ungehört verhallen. Dafür steht bereits seine eigene Auffassung vom profession­ellen Zweikampfv­erhalten. Wagner betreibt seine Zweikämpfe seit jeher nach dem Motto: Erlaubt ist, was nicht abgepfiffe­n wird. Dass er sich danach als Anwalt für das Gute vor die Kameras stellt, ist ziemlich scheinheil­ig. Und es passt fein ins Bild, dass die meisten seiner Kollegen im großen Fußballges­chäft nicht einmal nach den Spielen den Schiedsric­hterfreund geben. Den meisten ist jedes Mittel recht, das zum Erfolg führen kann.

Die Schiedsric­hter sind dazu da, allzu profession­elle Interpreta­tion der Regeln zu ahnden. Wenn alle Spieler hilfreich und gut wären, bräuchte schließlic­h niemand mehr den Unparteiis­chen. Dieses Amt ist nicht leichter geworden in den vergangene­n Jahren, weil das Spiel eine extreme Beschleuni­gung erlebt. Eine regelrecht­e Flut an Fehlentsch­eidungen an diesem Wochenende beweist, dass das Tempo viele Referees einfach überforder­t. Deshalb gibt es neben gelungenen kleinen Betrügerei­en der Spieler immer häufiger seltsame Pfiffe.

Beides spricht für die Einführung des Videobewei­ses. Wie der funktionie­rt, zeigen die TV-Berichte nach den Spielen. Sie enttarnen Pfuscher, und sie entdecken Fehler. Dazu brauchen sie nicht einmal die Hilfe von Sandro Wagner.

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