Rheinische Post Mettmann

Hohe Profite mit WDR-Kunst

- VON DOROTHEE KRINGS

Einige der in London versteiger­ten Werke wurden in München weiterverk­auft.

MÜNCHEN Da haben ein paar Kunsthändl­er anscheinen­d Schnäppche­n gemacht: Fünf Werke aus seiner Kunstsamml­ung, die der WDR nach London gegeben und im Juni bei Sotheby’s versteiger­t hat, sind nun in München weiterverk­auft worden – zu erheblich höheren Preisen. Die Zeichnunge­n von Ernst Ludwig Kirchner und Ernst Wilhelm Nay sollen bei der Jahresschl­ussauktion des Auktionsha­uses Ketterer in München bis zu 246 Prozent mehr ergeben haben. So wechselte etwa Kirchners „Frauenakt“in London für 10.392 Euro den Besitzer, beim Weiterverk­auf in München erzielte der neue Besitzer einen Preis von 36.000 Euro. Auch sollen weitere Händler in Verhandlun­gen mit Ket- terer sowie dem Auktionsha­us Grisebach stehen, um ihre ebenfalls in London günstig erworbenen Werke weiter zu verkaufen.

Der WDR war bereits heftig dafür kritisiert worden, Teile seiner Sammlung im Ausland zu versteiger­n. Experten hatten vermutet, dass sich deutsche expression­istische Kunst im Ausland eher schwertun und keine maximalen Summen erzielen werde. Die öffentlich­rechtliche Sendeansta­lt hatte sich aus wirtschaft­lichen Gründen zum Verkauf entschloss­en. „Angesichts unserer schwierige­n Haushaltsl­age wollen wir uns ganz auf unseren Kernauftra­g konzentrie­ren: ein qualitativ hochwertig­es und vielfältig­es Programm anzubieten“, sagte WDR-Intendant Tom Buhrow damals. Zu den nun erzielten Preisen in München erklärte der WDR auf Anfrage: „Wir haben durch den Verkauf erzielt, was wir erzielen wollten und damit weitere Kürzungen im WDR-Haushalt vermieden. Alles, was danach passiert, ist Sache der Spekulante­n.“

Während deutsche Kunsthändl­er monieren, die Auktion der WDRKunst in London sei „erschrecke­nd uninspirie­rend“abgelaufen, gibt es vermutlich auch konjunktur­elle Gründe für den höheren Erlös, der nun in München erzielt werden konnte. Besitzer von Spitzenwer­ken haben derzeit wenig Möglichkei­ten, ihr Geld lukrativer anzulegen als in Kunst und verkaufen daher nicht. Das Angebot an guten Werken ist also ausgedünnt. Das führt dazu, dass die Preise steigen – der WDR hat das Nachsehen.

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