Polizei schließt Brandanschlag nicht aus
Feuer im Hotel Achteck in Garath könnte in der Nacht zu Samstag gelegt worden sein.
Am Tag nach dem schweren Feuer im Hotel Achteck an der EmilBarth-Straße in Garath, bei dem ein Hotelgast nach einem Sprung aus dem Fenster im ersten Stock schwer, ein weiterer leicht verletzt wurde, hat sich die Situation in der Fußgängerzone wieder etwas normalisiert. Die Spuren der Brandnacht sind noch immer unübersehbar, Dämmmaterial hängt aus der Decke des Vorbaus, Schutt und verkohlte Teile der Wandverkleidung sind notdürftig zusammengekehrt worden. Der Nebeneingang des Hotels, wo das Feuer in der Nacht zu Samstag gegen 1.37 Uhr ausbrach, ist mit einem Brett verriegelt, der gesamte betroffene Bereich bis zum Haupteingang mit rot-weißem Flatterband provisorisch abgesperrt. Beamte der Ermittlungskommission „EK Achteck“, die die Polizei eingerichtet hat, weil der Verdacht auf schwere Brandstiftung besteht, führen im angrenzenden Hochhaus eine Befragung der Anwohner durch und hoffen auf konkrete Hinweise zur Ursache des Brandes.
Detlef Boden ist durch den Lärm Freitagnacht wach geworden, „da war ganz schön was los auf dem Platz vor dem Hotel, ich habe sechs Einsatzfahrzeuge gezählt“, sagt er. Martina Schlonger hat das Ausmaß des Brandes erst am nächsten Morgen richtig realisiert. Seit der neue Pächter, wohl ein Inder, das Achteck im vergangenen Sommer übernommen habe, sei in Hotel und Gaststätte nicht mehr viel los gewesen, erzählt sie.
Ein Eindruck, den auch Wolfgang Rudolph bestätigen kann: „Hier waren früher die Schützen zu Hause, der alte Pächter war ein guter Mann.“Nachdem die Allianz das Hotel an einen Privatmann veräußert habe, gab es nur noch einjährige Mietverträge, da habe Dujo Babic wegen der mangelnden Planungssicherheit das Handtuch geworfen. Dass bis zum Sommer für einige Monate 35 Flüchtlinge in dem 29Zimmer-Hotel untergebracht gewesen seien, habe ihn nicht gestört. Rudolph glaubt auch nicht an einen rechtsradikalen Hintergrund, „eher an einen Dumme-Jungen-Streich“.
Die Polizei hat dennoch in ihrer Ermittlungsarbeit den Staatsschutz hinzugezogen, eine reine Vorsichtsmaßnahme, wie Polizeisprecher Marcel Fiebig betont: „Wir wollen uns nachher nicht vorwerfen lassen, nicht in alle Richtungen ermittelt zu haben.“Es gebe keine konkreten Hinweise auf einen fremdenfeindlichen Anschlag, „aber wir wissen natürlich um die rechte Szene in Garath“, so Fiebig. Das Hotel Achteck spiele zudem bei Demonstrationen von rechten Gruppierungen (und linken Gegendemonstranten) immer wieder eine Rolle als Ausgangsoder Endpunkt. „Nimmt man noch die jüngere Historie mit den hier untergebrachten Flüchtlingen hinzu, ist es sicher angebracht, ein paar Profis, die sich mit so etwas auskennen, hinzuzuziehen.“
Der Hotelgast, der nach dem Sprung aus dem ersten Stock auf eine zuvor aus dem Fenster geworfene Matratze in ein Krankenhaus gebracht wurde, war gestern auf dem Weg der Besserung. Die Feuerwehr rettete drei weitere Personen über eine Drehleiter, insgesamt hielten sich elf Gäste in dem Hotel auf, die eine Rauchgasvergiftung erlitten. Fiebig ist überzeugt, dass die Schadenssumme weit höher ist als die von der Feuerwehr zunächst geschätzten 40.000 Euro. „Das geht eher in Richtung 200.000 Euro.“