Messe Düsseldorf wird 70 Jahre alt
Die Landeshauptstadt ist wirtschaftsstark, neben dem Flughafen hat daran die Messe großen Anteil. Ihre Erfolgsgeschichte hat mit der Erfindung der Fachmessen und der Internationalität zu tun.
Nordrhein-Westfalen und seine Landeshauptstadt Düsseldorf haben dieses Jahr mit einem großen Volksfest ihren 70. Geburtstag gefeiert. Eher bescheiden wird im kommenden Jahr auf den 70. Geburtstag der Messe Düsseldorf angestoßen, die 1947 als Nordwestdeutsche Ausstellungs-Gesellschaft mbH (Nowea) mit gerade einmal 4800 Quadratmetern Ausstellungsfläche gegründet wurde. Die zeitliche Nähe zur Landesgründung ist bezeichnend: NRW war dabei, sich aus den Trümmern herauszuarbeiten und eine Zukunft aufzubauen, und dazu gehörte auch eine Messegesellschaft.
Warum in Düsseldorf? „Manche Stärken eines Standorts und eines Unternehmens resultieren aus der Tradition“, sagt Werner M. Dornscheidt, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Düsseldorf, „wie zum Beispiel der Mut, neue und große Projekte anzupacken.“In Düsseldorf hatte man diesen Mut bereits sehr früh. Schon 1811 fand gleich neben dem Rathaus die erste Industrie- und Gewerbeausstellung statt. 14 Textilfabrikanten aus dem Bergischen zeigten ihre Waren, und als berühmter Gast besuchte auch Kaiser Napoleon diese Leistungsschau. Düsseldorf eignete sich, so Dornscheidt, durch seine strate-
Zooviertel, Parkhotel, Ehrenhof: Das Ausstellungswesen war immer auch ein Treiber der Stadtentwicklung
gisch günstige Lage als Ausstellungsstandort. „Es gab noch keine Eisenbahn, und der Rhein war ein idealer Transportweg für Waren.“
Das Ausstellungswesen war in der Folgezeit immer auch ein Motor der Stadtentwicklung. So hatte man in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Idee, eine rheinisch-westfälische Kunst- und Gewerbeausstellung zu veranstalten. Das Projekt sollte auch helfen, dem finanziell notleidenden Zoo unter die Arme zu greifen. Sein Gelände wurde 1880 für 45.000 Mark für die Ausstellung verpachtet, die Tiere für ein Jahr umgesiedelt. Wie Benedikt Mauer, der Leiter des Stadtarchivs, in einem Vortrag ausführte, hatte dies einen „Nebeneffekt, der den Zoo nur indirekt tangierte: Durch die infrastrukturelle Anbindung dieses temporären Messegeländes (Eisenbahn, Wasser- und Abwasserleitungen etc.) wurden die Voraussetzungen zur Entstehung des Zooviertels geschaffen“.
Für die Industrieausstellung 1902 entstand auf der Golzheimer Insel gar die größte Baustelle der Stadt, es wurden 400.000 Quadratmeter Fläche am Rheinufer angelegt. Das Parkhotel an der Kö entstand ebenfalls wegen dieser Messe, und auch den Ehrenhof mit den heutigen Museen, Tonhalle und Rheinterrasse würde es nicht geben, hätte 1926 nicht die Gesolei stattgefunden. Dahinter verbarg sich die Ausstellung für Gesundheitspflege, soziale Für- sorge und Leibesübungen. Später entstand das Messegelände an der Fischerstraße, dann in Stockum.
Mit der Nowea aber gelangen Düsseldorf Innovationen anderer Art, die in die Weltspitze der Messebranche führten. „Düsseldorf hat nach dem Krieg sofort internationalisiert und das Konzept der Fachmessen etabliert“, sagt Dornscheidt. Beide Entwicklungen, viel- fach verfeinert, machen bis heute den Erfolg der Messegesellschaft aus. 1948 wurde eine Auslandsabteilung gegründet, im gleichen Jahr beteiligte man sich an der Organisation einer Industrieausstellung in New York. Der Pioniergeist brachte die Düsseldorfer auch rasch hinter den Eisernen Vorhang, 1963 etwa nach Moskau. Ebenso offensiv war man in den Neunzigern in China.
Herbert Engst legte als Messechef den Grundstein für die heute 24 Weltleitmessen in Düsseldorf. Die Drupa startete 1951, im Jahr darauf die Kunststoffmesse K, die Interpack 1958. Die großen Messen haben Ableger in aller Welt – und bringen internationale Kunden nach Düsseldorf. Sie machen heute rund 70 Prozent der Aussteller und Besucher aus.