Rheinische Post Mettmann

INTERNATIO­NAL In Korea läuft ohne richtige Visitenkar­ten gar nichts

- VON THORSTEN BREITKOPF

Jung-Mi Park ist das Gesicht der Messe Düsseldorf in Korea. Dort läuft Kommunikat­ion in Teilen ganz anders als bei uns.

Bei der Medica im November waren 217 Aussteller in Düsseldorf aus einem Land zu Gast, das viele Menschen angesichts der beiden asiatische­n Giganten China und Japan nicht immer auf dem Schirm haben. Völlig zu Unrecht, wie Jung-Mi Park eindrucksv­oll unter Beweis stellen kann. „Wir sind nach China bei der Medica das wichtigste Aussteller­land aus Asien. Süd-Korea aber hat nur 50 Millionen Einwohner, nicht mehr als eine Milliarde wie China. Unser Engagement erfüllt mich mit Stolz“, sagt die 50-Jährige. Sie repräsenti­ert die Messe in Süd-Korea. Ihr perfektes Deutsch hat sie in Berlin gelernt, wo sie fünf Jahre lang als Schülerin das Gymnasium besucht hat. Nach dem Studium der Außenwirts­chaft war sie für die DeutschKor­eanische Handelskam­mer tätig, überwiegen­d für Messen. Irgendwann gründete sie in Seoul die Firma Rheinmesse, die dort auch genauso heißt und ausgesproc­hen wird. „Die Wörter ,Rhein’ und ,Messe’ versteht eigentlich jeder in Korea“, sagt Park. Und als „Wunder des Rheins“bezeichnen die Koreaner in ihrer Sprache unser deutsches Wirtschaft­swunder, den unternehme­rischen Wiederaufs­tieg nach dem verlorenen Krieg.

Und was muss man in Korea beachten, wenn man Geschäfte machen will? „Die Visitenkar­te ist sehr wichtig. Wer eine bekommt, sollte sie in Händen halten und mindestens fünf, besser mehr Sekunden anschauen“, sagt die Geschäftsf­rau. Doch warum ist die Karte so wichtig? „Die Koreaner legen großen Wert auf persönlich­e Titel“, sagt Park. Ein großer Kunde spreche stets mit dem Abteilungs­leiter, auch wenn der Sachbearbe­iter eigentlich viel besser über ihn Bescheid wisse.

„Wenn man keinen Titel auf der Visitenkar­te stehen hat, wer sind Sie dann? Woher soll ich das wissen? So was macht uns Koreaner ratlos“, sagt Park, auf deren Visitenkar­te „Managing Director“steht, also die britische Variante von Chief Executive Officer oder ganz lapidar kurz „Chef“heißt. Sechs Mitarbeite­r umfasst Parks Firma. Vier bis fünf Mal pro Jahr ist sie in Deutschlan­d. Die Deutschen, glaubt man Jung-Mi Park, genießen in Korea einen ausgezeich­neten Ruf. „Deutschlan­d ist für viele Koreaner ein Vorbild, sparsam, ehrlich, direkt mit sauberer Arbeit. Die passen gut zu uns, sehen wir Koreaner uns doch als Preußen Asiens. In Düsseldorf ist die Koreanerin perfekt vernetzt. In der Zentrale nennt man sie übrigens einfach kurz „Messe-Park“.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Jung-Mi Park ist Auslandsve­rtreterin für die Messe Düsseldorf in Süd-Korea. Das blaue Plastik-Pferd symbolisie­rt die Kunststoff­messe K.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Jung-Mi Park ist Auslandsve­rtreterin für die Messe Düsseldorf in Süd-Korea. Das blaue Plastik-Pferd symbolisie­rt die Kunststoff­messe K.

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