KURZKRITIKEN
Roman Auch nach der Enttarnung der italienischen Schriftstellerin Elena Ferrante und dem Hinweis, dass die neapolitanische Saga der beiden Freundinnen Lila und Elena auf Erlebtem fußt, hat die Spannung auf die Fortsetzung nicht abgenommen. Im Gegenteil. Jetzt ist der zweite Teil der Tetralogie erschienen mit dem vielsagenden Titel „Die Geschichte eines neuen Namens“. Die beiden so unterschiedlichen jungen Frauen treten nun ins Leben ein und erleben Glück und Unglück: Lilas Hochzeit wird leidvoll; Elenas Studium aber findet auch mit ersten schriftstellerischen Arbeiten Erfüllung. Auch wenn Band zwei etwas hinter dem Auftakt zurückbleibt, so empfiehlt sich doch die Lektüre. Diese spannende Großerzählung, die sich in 50 Ländern bereits millionenfach verkauft hat, muss für den Leser lückenlos bleiben – zumal in diesem Jahr noch „Die Geschichte der getrennten Wege“und „Die Geschichte des verlorenen Kindes“folgen werden. los
Elena Ferrante: Essays Diesmal hat er gegen Bob Dylan verloren. Der Literaturnobelpreisträger der Herzen, Haruki Murakami, hat wieder nicht gewonnen, stattdessen aber hat er ein neues Buch veröffentlicht, es heißt „Von Beruf Schriftsteller“, und in elf Essays erzählt der 1949 in Kyoto geborene Japaner darin, wie er zur Schriftstellerei kam. Murakami war um die 30 und Jazzclub-Besitzer, als ihm eines Tages während eines Baseball-Spiels im Jingu-Stadion in Tokio die Idee kam, ein Buch zu schreiben. Der junge Kneipier machte sich also ans Werk, er schrieb „Wenn der Wind singt“nachts in seiner Wohnung. Heute nennt er sein Debüt darum einen Küchentisch-Roman. Mit gewohnter Leichtigkeit verrät Murakami, den man nach der Lektüre dieser autobiografischen Arbeit gerne Haruki nennen würde, wie er seinen Stil fand. Er übersetzte zunächst seine japanischen Texte ins Englische und dann zurück – der Aufwand hat sich gelohnt.
H. Murakami:
kl Tower auf der Fifth Avenue. Killer Mike, der bürgerlich Michael Render heißt, hatte sich im Vorwahlkampf für den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Bernie Sanders stark gemacht, während sich El-P lieber raushielt und in Brooklyn ein jüdisches Deli eröffnete. Nun sind sie zurück, beklagen gemeinsam die sozialen und wirtschaftlichen Umstände im Land und den schwelen- den Rassismus, aber sie zetern nicht, sie bellen. Meistens sind Run The Jewels stinksauer und rasend schnell; das klingt wie 100-MeterLauf auf Albumlänge. Sie haben eine Schar handverlesener Gäste zum Mitmachen eingeladen: Danny Brown zum Beispiel, der sein Protestalbum im vergangenen Sommer veröffentlichte, der Jazz-Saxofonist Kamasi Washington ist dabei und der immer wütende Zack de la Rocha. Diesen Monat erscheint das Album denn auch noch auf CD und Schallplatte. Am 20. Januar, dem Tag von Donald Trumps Amtseinführung. Klas Libuda