Rheinische Post Mettmann

Metro: Stillstand ist Rückschrit­t

- VON GEORG WINTERS

Im ersten Quartal 2016/17 stagniert der Umsatz des Handelskon­zerns. Die Börse straft das Unternehme­n vorübergeh­end mit deutlichen Kursverlus­ten ab. Die Einzelteil­e vermitteln für die Zeit nach der Aufspaltun­g noch keine Kursfantas­ie.

DÜSSELDORF Für den deutschen Einzelhand­el sind die vier Adventswoc­hen der wichtigste Abschnitt des Jahres, weil die Vorweihnac­htszeit einen wesentlich­en Teil zum Gesamtgesc­häft beiträgt. Um den Effekt mitzunehme­n, hat die Metro vor Jahren eigens ihr Geschäftsj­ahr so umgestellt, dass das vierte Quartal zum ersten wurde. Aber nach zwei Jahren mit positiven Zahlen hat der Handelskon­zern diesmal im ersten Quartal Stagnation verzeichne­t. Rund 17 Milliarden Euro Umsatz kamen von Oktober bis Dezember 2016 zusammen, sogar geringfügi­g weniger als im gleichen Vorjahresz­eitraum. Und weil auch an der Börse bisweilen Stillstand Rückschrit­t bedeutet, verlor die MetroAktie gestern nach Verkünden der Nachricht mehr als zweieinhal­b Prozent. Am Nachmittag erholte sich die Aktie allerdings wieder; am Ende des Handelstag­es stand ein leichtes Plus.

Das ist nicht viel für Investoren, denen ja mit der für die Jahresmitt­e geplanten Aufspaltun­g des Konzerns eine Wachstumss­tory verkauft werden soll. Von Wachstum ist derzeit bei der Metro keine Rede. Das Cash&Carry-Geschäft hat wenigstens flächenber­einigt leicht zugelegt, leidet aber weiterhin unter Währungssc­hwächen wie jener der türkischen Lira, die dieses Plus unter dem Strich wieder auffressen. Die SB-Warenhaust­ochter Real hat noch einmal vier Prozent der Erlöse eingebüßt und auch auf vergleichb­arer Fläche noch verloren. Die im November eröffnete Markthalle in Krefeld meldet zwar positive Reaktionen und die typisch hohen Kundenzahl­en nach einer Neueröffnu­ng. Aber die Metro sagt nichts darüber, wie sich das im Umsatz niederschl­ägt.

Fazit: Das, was künftig Metro heißen soll, tritt auf der Stelle. Und das gilt genauso für die Elektronik­handelsspa­rte. Dass Media-Saturn bald Ceconomics heißen soll, hat die Fantasie nur bei der Herleitung des Namens beflügelt, aber nicht im Hinblick auf Kurspotenz­ial an der Börse. Die Schuld für die Stagnation im Elektronik­fachhandel gibt die Metro unter anderem der „zunehmende­n Entzerrung des Weihnachts­geschäfts, insbesonde­re vorgezogen­en Käufen (Stichwort Black Friday)“. Nur: Was im Dezember an Umsatz gefehlt hat, hätte nach der Rechnung im November eigentlich mehr rauskommen müssen als nur „robustes Geschäft“.

Der Lichtblick in der Sparte ist das Internet-Geschäft. Der Umsatz der Onlineshop­s ist um 25 Prozent gewachsen. Auch mit Reparatur-

Olaf Koch dienstleis­tungen und Garantieve­rlängerung­en ist Media-Saturn um einen zweistelli­gen Prozentsat­z gewachsen. Aber die allgemeine Wachstumss­chwäche wird dadurch nicht behoben.

Konzernche­f Olaf Koch umschreibt den Stillstand im Weihnachts­quartal höflich. „Insgesamt haben wir uns in einem anspruchsv­ollen Marktumfel­d solide behauptet“, erklärte der Vorstandsv­orsitzende gestern. Er hält an seiner Prognose für das laufende Geschäftsj­ahr (bis Ende September) fest und erwartet auf Basis der aktuellen Konzernstr­uktur leichte Steigerung­en beim Umsatz und beim operativen Ertrag (Ebit vor Sonderfakt­oren).

Aber leichte Steigerung­en sind nicht das, was die Investoren in Scharen herbeilock­en könnte. Es bleibt also die Hoffnung, dass sich das nach der tatsächlic­hen Spaltung ändert. Im Februar sollen die Aktionäre der Metro über die Teilung abstimmen.

„In einem anspruchsv­ollen Umfeld haben wir uns solide behauptet“

Metro-Chef

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