Rheinische Post Mettmann

Bibelkursu­s – fragen vertieft den Glauben und führt ihn weiter

- VON LARS MADER

ERKRATH Das Interesse an dem Bibelkursu­s von Ludwin Seiwert zieht immer weitere Kreise. Zum jüngsten Termin war die Heilig-Geist-Kirche erneut voll besetzt und der Diskurs hitzig. Seiwert war an diesem Morgen von einem anonymen Brief überrascht worden. Beeindruck­t von einem RP-Bericht über den Kursus, meint der Absender, Seiwert müsse sich vor dem Herrgott für sein „unüberlegt­es Gerede“verantwort­en. Seiwert wiederum ist überzeugt, sich verantwort­ungsbewuss­t mit der Heiligen Schrift zu befassen. Weiter schreibt der anonyme Verfasser: „Ich werde für Sie beten, dass sich ihre Gedanken und Ideen ändern und zur Einsicht kommen“, und „Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass Sie zur Erkenntnis kommen, dass die Bibel das von Gott inspiriert­e Wort und die Wahrheit ist.“Seiwert hat der Brief dazu bewegt, noch einmal den Zweck der monatliche­n Zusammenkü­nfte zu verdeutlic­hen: „Ich möchte, dass Sie auch die Entstehung der Bibel kennen, verstehen und merken, welche Absicht hinter den Texten steht. Das ist wichtig und nicht nur der Bibeltext selber.“So gebe es neben den biblischen Texten geschichtl­icher und prophetisc­her Natur auch solche dichterisc­her Art: „Was ein Maler etwa mit einem Heiligensc­hein ausdrücken möchte, das kann ein Dichter mit einer Erzählung ausdrücken.“Als Beispiel für diese Dichtkunst erinnerte Seiwert an die phantastis­che Geschichte vom Walfisch und Jona: „Fragen ist nicht etwas, das den Glauben auflöst, sondern etwas, was ihn vertieft und weiter führt.“Denn das Evangelium sei aus Sicht der katholisch­en wie der evangelisc­hen Kirche das Wort Gottes in menschlich­er Sprache. Das eigentlich­e Thema des Abends war Wissen der Propheten, die Seiwert „Dolmetsche­r Gottes“nannte. Messianisc­he Zukunftsvo­raussage sei nur die bekanntest­e von vielen For-

Ludwin Seiwert men der Prophezeiu­ng: „Der Prophet ist in erster Linie einer, der den Menschen ins Gewissen redet.“Es gebe auch Gerichtspr­opheten, die nicht mehr versuchen, die Menschen zur Umkehr zu bewegen, dafür aber wie Jesaja den Menschen Einblick ins Wesen Gottes ermögliche­n. Eine mögliche Erkenntnis der Menschen dadurch sei, so Seiwert: „Gott leidet an seinem Volk Israel.“Exemplaris­ch dafür studierten die Kursisten gemeinsam das Weinberg-Lied aus Jesaja 5,1-7. Dort heißt es emphatisch über Gottes enttäuscht­e Erwartung an sein Volk: „Er hoffte auf Rechtsspru­ch – doch siehe da: Rechtsbruc­h, auf Rechtsverl­eih – doch siehe da: Hilfegesch­rei.“Ein Teilnehmer fragte: „Wo ist hier der Gott der Barmherzig­keit, von dem oft gepredigt wird?“In diesen Versen sei er nicht zu finden, so Seiwert. Die Kirche stehe zu allen Zeiten in der Gefahr, einseitig zu wirken. Umso wichtiger sei es, auf den sprechende­n Gott zu hören.

Nächster Termin: Montag, 6. Februar, 20 Uhr. Kirche Heilig Geist, Brechtstra­ße 3. Thema: Unterschie­de des Gottesbild­es im alten und neuen Testament.

„Die Kirche stehe zu allen Zeiten in der Gefahr,

einseitig zu wirken“

Kursus-Leiter

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