„UZB auf der Rechnung heißt: User zu blöd“
Der IT-Berater kann täglich zum Helden werden. Er behebt PC-Probleme in der westfälischen Provinz – und hat darüber ein Buch geschrieben.
DÜSSELDORF Wenn Philipp Spielbusch seine Kunden fragt, was sie angestellt haben, antworten sie meist: „Nix.“Der IT-Berater aus dem westfälischen Drensteinfurt ist es gewohnt, dass sie Computerprobleme erst mal aufs Gerät und nicht auf die Bedienung schieben. In seinem Buch „Ich habe das Internet gelöscht!“(Rowohlt, 240 Seiten, 9,99 Euro) erzählt der 42-Jährige von seinen kuriosesten Erlebnissen. Wann haben Sie zuletzt in die Tastatur gebissen? PHILIPP SPIELBUSCH Heute Morgen. Erzählen Sie. SPIELBUSCH Der klassische Fall. Kunde ruft an: Hier geht nix mehr. Ich frage: Was geht nicht mehr? Ja, alles. Techniker fährt hin und stellt fest: Die Batterie der Funkmaus ist leer. Wann verzweifeln Sie sonst noch? SPIELBUSCH Wenn ich frage: Was haben Sie denn gemacht? Die Antwort lautet immer: „Nix.“Und wenn ich frage: „Auf welchen Webseiten surfen Sie denn so?“– dann heißt es „Äh… Google.“ Können Sie Kunden nicht erziehen? SPIELBUSCH Das haben wir schon probiert. In größeren Unternehmnen versuchen wir uns immer einen Mitarbeiter heranzuziehen, der unser erster Ansprechpartner ist und die ganz einfachen Dinge abarbeiten kann. Rufen die Leute auch an, wenn bloß kein Papier im Drucker ist? SPIELBUSCH Das haben wir tatsächlich schon erlebt. Oder der Kunde ruft an und sagt: Der Drucker druckt nicht. Steht was im Display? Sagt er: Nein. Ich fahre hin, und auf dem Display steht „Toner wechseln“. Diese Leute wollen sich mit der Materie nicht auseinandersetzen. Und dann stellen Sie eine Rechnung dafür aus, dass Sie Papier nachgefüllt haben? SPIELBUSCH Natürlich. Wir leben von der Dienstleistung. Wenn es sich um Lappalien handelt, dann schreiben wir manchmal bei besonders engen Kunden „Fehler: UZB“auf die Rechnung. Dann weiß die Buchhaltung Bescheid, wo oder was der Fehler war: „User zu blöd.“ Gibt es auch echte Probleme? SPIELBUSCH Wenn zum Beispiel ein Server in einem Unternehmen ausfällt, ist höchster Alarm. Aber ein Riesenproblem sind in letzter Zeit die Krypto-Trojaner… … die was? SPIELBUSCH Schadsoftware, die den Computer solange sperrt, bis man einen Betrag überwiesen hat. Wie passiert das? SPIELBUSCH Beispiel: Irgendein Mitarbeiter öffnet eine E-Mail, die Sicherheitswarnung durch das Sicherheitsprogramm kommt, wird aber nicht gelesen und weggeklickt. Der Anhang wird geöffnet und ausgeführt, Sicherheitswarnung poppt auf, wird nicht gelesen und weggeklickt. Dann ist der Computer verschlüsselt. Den letzten Fall hatten wir vor zwei Wochen. Da hat es der Krypto-Trojaner geschafft, in weniger als fünf Minuten das komplette Unternehmen zu verschlüsseln. Dann ruft der Kunde an und sagt, er könne seine pdf nicht öffnen. Wir schauen uns das an und sagen: „Oh.“ Und dann hilft nur noch zahlen? SPIELBUSCH Nein, aber wenn sie ein intelligent geführtes Backup haben, dann ist der Schaden relativ gering. Sagen Sie auf Partys eigentlich, was Sie beruflich machen? Dann müssen Sie ja nur noch Fragen beantworten. SPIELBUSCH Wir leben hier auf dem Dorf, uns kennt im Prinzip jeder. Manchmal wird es schon lästig. Meine Frau weiß genau: Wenn sie mich kurz zum Milch holen in den Supermarkt schickt, dauert es eine Dreiviertelstunde, bis ich zurück bin. Natürlich kommen dann die Fragen. „Mensch, ich hab da mal ein Problem.“Auf der anderen Seite hilft uns das natürlich auch – die Leute vertrauen uns. Der PC ist schließlich wie die eigene Sockenschublade. Sie haben einen Beruf, bei dem Sie schnell zum Helden werden können. SPIELBUSCH Ein Kunde ruft an und sagt: „Du, mein Schwager Paul hat den PC neu gemacht.“Da weiß ich dann sofort: Da ist was schiefgelaufen. Der Schwager hat ihm das Betriebssystem neu installiert. Und dann fragt er Paul: „Wo sind denn meine Kinderfotos?“Und Paul hat keine Ahnung. In dem Fall haben wir Glück gehabt und etwa 60 Prozent der Fotos retten können. Da liefen ihm dann die Tränen über die Wangen. Wie darf ich mir Ihren Computer vorstellen? SPIELBUSCH Zuhause nutze ich nur noch das Tablet. Das ist das höchste, was ich nach einem Arbeitstag bedienen möchte. Herr Spielbusch, wohin gehen Sie, wenn Sie selbst ein Computerproblem haben, das Sie nicht lösen können? SPIELBUSCH Dann gehe ich zu meinem Techniker. Oder in spezielle Internetforen, also nicht gerade gutefrage.de. Aber es gibt Probleme, die kannst du nicht erklären. Dann sitzt ein böser Geist im Gerät.