American Football gewinnt Fans in Deutschland
DÜSSELDORF Ein eiförmiger brauner Lederball, Cheerleader, Quarterbacks wie Tom Brady, Teams wie die Atlanta Falcons, Spielaktionen wie Hail Marry – Schlagworte, die in Deutschland an Bedeutung gewinnen. Football ist hierzulande längst keine Randsportart mehr. Im Gegenteil: Seit ein paar Jahren wächst das Interesse der Deutschen an der amerikanischen Sportart Nummer eins stetig an.
Das zeigen die steigenden Fernsehzuschauerzahlen der NFL-LiveÜbertragungen bei Pro7Maxx seit 2015. Den Saisonauftakt der vergangenen Saison sahen im Schnitt bereits 200.000 Zuschauer, in dieser Spielzeit waren es schon 300.000. Sogar an Heiligabend 2016 sahen durchschnittlich 130.000 Menschen zu, in der Spitze sogar 300.000. Die Super-Bowl-Übertragungen laufen trotz Nachtzeit noch besser: In Deutschland begeisterte das Finale 2015 durchschnittlich 1,3 Millionen Menschen. Ein Jahr später beim Sieg von Peyton Mannings Denver Broncos über die Carolina Panthers waren es 1,78 Millionen – das bescherte Sat.1 einen Marktanteil von knapp 44 Prozent bei der Zielgruppe. Das ist der beste Wert seit der ersten Übertragung 1999. Das sind zwar alles keine Zahlen die den Fußball schocken – zum Vergleich: Das DFB-Pokalfinale 2016 sahen 13,79 Millionen, das WM-Finale 2014 im Schnitt sogar 34,65 Millionen –, aber immer mehr Fußballfans begeistern sich inzwischen auch für die Football-Übertragungen.
Die wachsende Aufmerksamkeit liegt auch am Konzept der Übertragungen der zwei Spiele an jedem Sonntag. Der Sender versucht durch Social-Media-Aktionen die Zuschauer einzubinden. Sportredakteur Christoph „Icke“Dommisch fungiert dabei als Brücke. Er interagiert mit den Zuschauern beispielsweise per Twitter oder Facebook und gilt inzwischen als Maskottchen. Daneben überzeugen die Experten Patrick Esume und Roman Motzkus mit detailliertem Fachwissen. So lockt die Übertragung Einsteiger und Kenner gleichermaßen.
Von der neuen Popularität profiert auch der American-FootballVerband-Deutschland (AFVD). „Die Mitgliederzahlen steigen stetig, und insbesondere im Nachwuchsbereich sind immer mehr Jugendliche aktiv“, erklärt AFVD-Sprecher Christan Piwarz. So kam der AFVD 2007 auf rund 32.500 Mitglieder, „zum Ende des Jahres 2015 waren es schon knapp 54.000.“Eine Steigerung von mehr als 65 Prozent. Damit steht der AFVD vor einer Reihe olympischer Spitzenverbände wie Eishockey, Fechten oder Triathlon.
Die Gründe, warum Football es lange schwer hatte, sieht er bei der Spielweise. „Diese unterscheidet sich von den in Deutschland populären Sportarten, beispielsweise beim Spielfluss.“Gemeint ist damit, dass beim Football viele kurze Pausen zwischen dem Spiel entstehen. So ist es bei der Übertragung durchaus üblich, alle fünf Minuten in die Werbung zu schalten.
Piwarz hat dabei seine eigene Theorie zum Boom der amerikanischen Sportart. „Die Mischung aus Taktik und Athletik ist das Entscheidende. American Football wird nicht ohne Grund Rasenschach genannt“, erklärt er. Für die Sportart benötige es eine breite Palette an Spielern. „Die Sportart fordert ganz unterschiedliche Spielertypen. Der große kräftige Typ wird ebenso gebraucht wie der kleine schnelle. Nur wenn alle harmonieren, kommt ein gutes Team zusammen.“