Erst Buspanne – dann Spielabsage
Weil auf dem tiefen Platz die Gesundheit der Spieler gefährdet war, fiel Borussia Dortmunds Pokalspiel in Lotte aus.
LOTTE Das Pfeifkonzert fiel angesichts der Enttäuschung noch recht verhalten aus. Um 20.12 Uhr verkündete der Stadionsprecher, dass das Pokalspiel zwischen den Sportfreunden Lotte und Borussia Dortmund aufgrund der schlechten Platzverhältnisse nicht stattfinden kann. Schiedsrichter Felix Brych traf die Entscheidung in Abstimmung mit beiden Vereinen und dem DFB. „Ich kann nicht garantieren, dass die Spieler gesund bleiben, und das ist für mich das höchste Gebot“, sagte er. „Die Spieler haben auf dem Platz keinen Stand. Gestern Abend war der Platz noch okay, die Nacht hat es stark geregnet, aber jetzt der Schneeschauer war entscheidend. Beim Warmmachen hätten ihn die Spieler umgepflügt.“
Wenngleich die Verantwortlichen beider Vereine die Entscheidung unterstützten, so widersprach Lottes Torhüter Benedikt Fernandez doch der Darstellung Brychs. „Der Platz ist heute nicht schlechter als gestern oder vorgestern. Wir trainieren jeden Tag auf so einem Platz“, sagte er, räumte aber ein: „Er ist wirklich schlecht.“Lottes Torjäger Bernd Rosinger nahm all das gelassen und meinte: „Dann hauen wir sie eben morgen weg.“
Natürlich gab es Spekulationen, dass den Dortmundern eine Spielabsage gelegener kam als den Sportfreunden. Schließlich hatte die Beschaffenheit des Rasens schon im Vorfeld für Diskussionsstoff gesorgt. Das Frimo-Stadion hat noch einen Naturrasen, keinen Rollrasen, und eine Rasenheizung soll auch erst im Sommer installiert werden. So waren die jüngsten Heimspiele des Drittligisten gegen Kiel wegen Unbespielbarkeit des Platzes und gegen Chemnitz wegen Unwetters abgesagt worden. BVB-Trainer Thomas Tuchel hatte betont: „Natürlich ist der Rasen ein Nachteil für uns.“
Der Vermutung, dass Dortmund auf eine Absage gedrängt habe, trat aber auch Lottes Trainer Ismail Ata- lan entgegen. „Natürlich sind wir traurig, aber die Entscheidung wird von uns mitgetragen. Wir können es nicht ändern und müssen damit leben“, sagte er. „Dass die Zuschauer pfeifen, kann ich verstehen. Aber sie wollen doch ein ordentliches Fußballspiel sehen, daher hätten sie nach 20 Minuten wahrscheinlich auch gepfiffen.“
Derweil heizte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke die Spekulation an, ob das Pokalspiel in Lotte überhaupt stattfinden kann. Schließlich würden die freien Termine rar und die Zeit dränge. Als Nachholtermin brachte er den 14. März ins Gespräch. Doch müsse über einen alternativen Austragungsort nachgedacht werden. „Kein Vorwurf an Lotte, aber wenn man den Rasen über Monate hinweg gesehen hat, muss man sagen, dass der Rasen kaputt ist und das auch in den nächsten Wochen nicht besser wird“, sagte Watzke.
Schon der Nachmittag hatte für die Dortmunder aufregend begonnen. Fotos bei Twitter zeigten, wie der Mannschaftsbus in der Nähe des Stadions bei einem Wendemanöver auf einem Feld stecken geblieben war und von einem Trecker aus dem Matsch gezogen werden musste. Weit entspannter ging es da bei den Sportfreunden zu. Sie trafen sich am frühen Abend in der Pizzeria „Soave“von Hakki Hamidanoglu – so wie vor jedem Heimspiel. Und wie immer servierte er Nudeln mit Tomatensoße, die er mit Sahne verfeinert hatte.
Die 10.059 Zuschauer dagegen mussten nicht nur auf Fußball verzichten, sondern auch auf Fritten. „Wegen der hohen Strombelastung aufgrund der Live-Übertragung heute keine Pommes“, stand auf den Schildern an den Imbissständen. Nun, wenigstens diese gute Nachricht blieb: Es gab doch Pommes. Aber ob es solch einen Andrang, wie ihn Lotte gestern erlebte, tatsächlich noch einmal gibt?