Der kürzeste Weg nach Europa führt über München
GELSENKIRCHEN 2011 wird Finnland Eishockey-Weltmeister, der FC Porto gewinnt den Uefa-Cup, die Frauen-Nationalmannschaft scheitert bei der Heim-WM im Viertelfinale am späteren Titelträger Japan. Und der FC Schalke 04 holt seinen bis heute letzten Titel, er wird in Berlin DFB-Pokalsieger. In einem einseitigen Finale bezwingt er den Zweitligisten MSV Duisburg mit 5:0. Der Bundesligist nutzt die letzte Chance der Saison auf einen Startplatz im internationalen Fußball. In der Meisterschaft läuft Schalke mit Na- tionaltorwart Manuel Neuer, dem spanischen Star Raúl und dem heranwachsenden Großtalent Julian Draxler der Musik nämlich hinterher. In der Bundesliga landet das Team lediglich auf Rang 14.
Auch in dieser Spielzeit könnte es für die Gelsenkirchener schwierig werden, wesentlich mehr als einen gesicherten Mittelfeldplatz in der Liga zu belegen. Dennoch will Schalke mit einer der teuersten Mannschaften Deutschlands natürlich auch im nächsten Jahr international spielen. Deshalb führt der Weg nach Europa erneut über den DFB-Pokal. Es stellt sich allerdings das höchste anzunehmende Hindernis in den Weg. Schalke tritt heute Abend (20.45 Uhr/ARD) beim FC Bayern München an.
Holger Badstuber kennt sich dort besonders gut aus, und er kann vermutlich alle Rekorde der Gastgeber auswendig hersagen. Schließlich spielte er 15 Jahre für die Münchner, seit 2009 als Profi. Im Winter haben sie ihn an Schalke ausgeliehen. Und im Wissen um die Qualität des amtierenden Pokalsiegers erklärt der einstweilen mal frühere Nationalspieler: „Natürlich sind wir Außenseiter. Deshalb spucke ich keine großen Töne. Aber wir fahren mit ei- nem guten Gefühl dahin.“Dafür gibt es Gründe. Vor knapp einem Monat stellte sich Schalke in der Bundesliga schon einmal in München vor. Badstuber spielte erstmals in „seinem“Stadion für einen anderen Klub, und dieser andere Klub holte ein ziemlich verdientes 1:1Unentschieden. Die Bayern werden sich mit leichtem Grausen erinnern, dass Schalke sie eine Halbzeit regelrecht an die Wand spielte. Der Münchner Trainer Carlo Ancelotti sagt: „Wir haben viel Respekt, wir hatten zuletzt viele Probleme.“Vor allem die schnörkellosen Schalker Konter, im neuen Taktik-Hochdeut- sche das „Umschaltspiel“, stellte die vergleichsweise behäbig auftretenden Bayern vor große Schwierigkeiten. Gelsenkirchener Chancen-Verschwendung und Manuel Neuer, der 2011 die Seiten wechselte, verhinderten einen aussichtslosen Rückstand für den großen Favoriten.
Auch vor fast genau sechs Jahren ging Schalke als Außenseiter in ein Pokalspiel bei den Bayern. Durch ein Tor von Raúl gewann der Gast das Halbfinale mit 1:0. Das höchste Hindernis auf dem Weg zum Titel in Berlin war überwunden. Badstuber saß übrigens auf der Bank.