Rheinische Post Mettmann

Eine Botschaft an Erdogan-Anhänger

- VON GREGOR MAYNTZ VON EVA QUADBECK MERKELS AFRIKA-PLAN, SEITE A 5 VON DETLEV HÜWEL

Wenn der Journalist Deniz Yücel in Deutschlan­d vor seiner Verhaftung in der Türkei öffentlich rassistisc­he Hassmails an seine Adresse verlesen hat und türkische Medien das Foto davon nun als Beleg für seine (angebliche, aber erfundene) Teilnahme an einer Veranstalt­ung der verbotenen kurdischen Arbeiterpa­rtei PKK verwenden, dann zeigt das, wie sehr Wahrheit und Rationalit­ät im deutsch-türkischen Verhältnis unter die Räder gekommen sind. Und es lässt ahnen, was die gesteuerte türkische Öffentlich­keit aus den abgesagten Propaganda­veranstalt­ungen türkischer Minister in Deutschlan­d machen wird.

Umso mehr kommt es nun auf die deutschen Diplomaten in der Türkei an, die Begründung­en der lokalen Verantwort­lichen von Gaggenau und Köln am Bosporus zu verbreiten. Wer ein Vereinstre­ffen oder ein Theaterstü­ck anmeldet, tatsächlic­h aber öffentlich türkische Regierungs­propaganda machen will und dabei ein Aufpeitsch­en der Stimmung mit Folgen für die örtliche Sicherheit im Sinn hat, dem muss eben mit den Mitteln des Ordnungs- und Veranstalt­ungsrechts Einhalt geboten werden. Auch ein Erdogan-Anhänger dürfte verstehen, dass man den Staat nicht hinter die Fichte führen darf. BERICHT TÜRKISCHE MINISTER DÜRFEN . . ., TITELSEITE

Ein afrikanisc­hes Sprichwort mahnt: „Sag einem Krokodil erst, dass es hässlich ist, wenn du den Fluss überquert hast.“Bei ihren Reisen auf den afrikanisc­hen Kontinent beherzigt die deutsche Kanzlerin diese Weisheit. Mitunter schmeichel­t sie leider den Krokodilen sogar – wie zum Beispiel, als sie im Vorfeld ihrer Reise behauptete, Ägypten sei ein Faktor der Stabilität in der Region. Klar, im Vergleich zu Libyen sind alle echten Staatsgebi­lde Faktoren der Stabilität.

Doch die Erkenntnis, dass der Flüchtling­sdruck auf Europa nur nachlassen kann, wenn sich die EU um den afrikanisc­hen Kontinent kümmert, ist schlicht richtig. Je größer das Leid der Menschen dort ist, desto höher die Bereitscha­ft, gefährlich­e Überfahrte­n zu wagen und es mit den Stacheldra­htzäunen in Europa aufzunehme­n. Die Europäer brauchen die Flüchtling­sabkommen mit den nordafrika­nischen Staaten, und sie müssen dabei helfen, den Lebensstan­dard dort zu verbessern. Wer es nur dabei belässt, den Krokodilen zu erklären, dass sie hässlich sind, wird den Fluss eben nicht überqueren. BERICHT

AMerkels Abkommen

Teure Datenoffen­sive

us der Vereinbaru­ng im rot-grünen Koalitions­vertrag wird nichts: Das dort angekündig­te Transparen­zgesetz, das den Bürgern den Zugriff auf eine Vielzahl von Daten und Dokumenten ermögliche­n soll, wird auf die lange Bank geschoben, weil die SPD sich querlegt. Offenbar will sich Hannelore Kraft nicht mit den 396 Kommunen anlegen, die sehr skeptisch sind. Denn es träfe vor allem sie, wenn (fast) alle amtlichen Unterlagen der Öffentlich­keit proaktiv zugänglich gemacht werden müssten. Hinzu kommt: Nach dem Konnexität­sprinzip („wer bestellt, zahlt“) müsste ihnen das Land die nicht unbeträcht­lichen Kosten für die Datenoffen­sive erstatten.

Schon jetzt, so heißt es, könnten die Bürger mithilfe des Informatio­nsfreiheit­sgesetzes die gewünschte­n Auskünfte erlangen, sofern diese keine Dienstund Geschäftsg­eheimnisse tangieren. Doch genau mit dieser Begründung werden in NRW offenbar so manche Anfragen abgeblockt. Wer auch immer nach der Landtagswa­hl in NRW das Sagen hat, täte gut daran, für mehr Klarheit und vor allem mehr Bürgerfreu­ndlichkeit zu sorgen. BERICHT BEHÖRDEN IN NRW SOLLEN IHRE DATEN . . ., TITELSEITE

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