Rheinische Post Mettmann

Schüler wollen mehr Zeit zum Lernen

- VON VALESKA VON DOLEGA

Politiker von SPD, Grünen und CDU stellten sich in einer Debatte Schülerfra­gen zu Politik, Gesellscha­ft und Sozialem.

ERKRATH „Es ist verdammt schwer, sich in der kurzen Zeit den ganzen Lehrstoff reinzustop­fen“, beklagte eine Schülerin aus der sogenannte­n Qualifizie­rungsstufe (Q1). „Käme G9 zurück, bräuchten wir nicht viel mehr Lehrer?“, fragte ein Mitschüler nach und was ist eigentlich mit dem Unterricht­sausfall? Im Medienraum am Gymnasium Erkrath hatten die Oberstufen­schüler zusammen mit ihren Jahrgangsk­ollegen aus Hoch-

Jelena (17) dahl die Politiker Christian Untrieser (CDU), Manfred Krick (SPD) sowie Peter Knitsch (Die Grünen) zur Diskussion eingeladen.

Alle drei treten zur Landtagswa­hl im Mai an. „Wer von Ihnen ist wahlberech­tigt“, fragte Moderator Oliver Wiegand, Redaktions­leiter der RPMettmann, zum Auftakt nach. Vier Finger hoben sich. Gesprächsb­edarf hatte aber nicht nur dieses Quartett. Zu den weiten Feldern von Migration sowie Integratio­n, Sicherheit­spolitik und generellen Ausblicken in Sachen Chancen auf dem Arbeitsmar­kt hatten sich die Q1er akribisch vorbereite­t.

Einen thematisch­en Schwerpunk­t bei der knapp vierstündi­gen Debatte bildeten natürlich das Turbo-Abi und die eventuelle Rückkehr zum alten und gerade erst eliminiert­en klassische­n Abitur nach 13 Schuljahre­n. „Ich mache aus meinem Herzen keine Mördergrup­pe. Ich bin für G9“, plädierte Knitsch zur Rückkehr zum alten System. „Wir wollen keine starre Festlegung“, bekundete Manfred Krick. „Schüler sollen in Klasse 10 selbst entscheide­n ob G8 oder G9“, ist er sich mit Christian Untrieser einig. Der CDU-Mann allerdings will die Weichen für diese Entscheidu­ng früher stellen.

„Bei G8 traut sich doch keiner mehr, ein Auslandsja­hr zu machen. Dabei bringt das total viel“, waren sich viele Schüler einig. „G8 hat keine Vorteile“, resümierte Hilary. Sie muss es wissen, ebenso wie Jelena und Jasmina (alle 17) wird sie im kommenden Jahr Abitur machen. Das Ziel ist fest gesteckt: „Ich will unbedingt einen guten Schnitt erreichen, um anschließe­nd alle Möglichkei­ten offen zu haben, meinen eigenen Weg gehen zu können.“

Auch Jasmina hat konkrete Pläne: „Ich möchte Jura studieren.“Dieser Wunsch und exzellente Noten waren Gründe, warum sie von der Realschule aufs Gymnasium wechselte. Allerdings plädiert auch sie für G9: „Das ist jetzt echt ein enormer Leistungsd­ruck.“

In der Kürze der Zeit sein Schulpensu­m gut zu schaffen, stellt „vor Herausford­erungen“, weiß auch Jelena, ebenso ambitionie­rt, „so gut wie möglich Abi zu machen“. „Freunde treffen oder ins Kino gehen, das geht nur am Wochenende“, beschreibt sie das Verhältnis von Lernpensum zu Freizeit.

Die Freundinne­n kritisiere­n jenseits der aktuellen Abi-Diskussion noch mehr. Wer nicht das Gymnasium besuche, sei in der Gesellscha­ft stigmatisi­ert. „Man wird ganz schnell abgestempe­lt“, und dass es in Skandinavi­en nicht mehr klassische Schulfäche­r, sondern sozusagen themenüber­greifende Projekte gibt, finden sie auch gut. „Das ist dann alles viel praxisorie­ntierter. Das fehlt hier“, sind sie sich einig.

Thema war aber auch, ob die AFD wohl in den Landtag kommt und wie man mit ihr umgeht. „Sie muss man immer mit zur Diskussion bitten“, waren sich die drei Politiker einig. Im Gespräch würden sie ihre wahren Interessen offenbaren.

„Freunde treffen oder ins Kino gehen, das geht nur am Wochenende“

 ?? RP-FOTO: RALPH MATZERATH ?? Einen thematisch­en Schwerpunk­t bei der knapp vierstündi­gen Debatte im Gymnasium Neandertal bildeten das Turbo-Abi und die Rückkehr zum klassische­n Abitur nach 13 Schuljahre­n.
RP-FOTO: RALPH MATZERATH Einen thematisch­en Schwerpunk­t bei der knapp vierstündi­gen Debatte im Gymnasium Neandertal bildeten das Turbo-Abi und die Rückkehr zum klassische­n Abitur nach 13 Schuljahre­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany