„Klavierspielen hat auch etwas mit Hochleistungssport zu tun“
Der bulgarische Pianist wird am Mittwoch mit Stücken von Chopin und Debussy im Robert-Schumann-Saal zu erleben sein.
Er hat in den großen Konzerthäusern Europas gespielt – in London beispielsweise und hierzulande im Leipziger Gewandhaus sowie der Alten Oper in Frankfurt. Am kommenden Mittwoch, 8. März, wird der bulgarische Pianist Vesselin Stanev (Jahrgang 1964) mit Stücken von Frédéric Chopin und Claude Debussy ab 20 Uhr im Düsseldorfer Robert-Schumann-Saal zu erleben sein. Welche Unterschiede erleben Sie in der klassischen Musikszene in Ostund Westeuropa? Was ist markant für die westlichen, was für die beispielsweise bulgarischen Musiker und deren Arbeit? STANEV Seit mit der Wende von 1989 die Grenzen durchlässiger geworden sind, haben sich die Unterschie- de in der musikalischen Praxis, die zuvor erheblich waren, doch deutlich nivelliert. Durch den verstärkten Austausch haben sich die Kulturen einander angenähert. Anders als früher ist es heute selbstverständlich, dass ein bulgarischer Musiker für seine Ausbildung auch in den Westen geht – ja sogar, dass Musiker aus Bulgarien an westlichen Hochschulen tätig sind. So kommt es zu einer Art ästhetischer Osmose. Geblieben sind allerdings die Unterschiede im Wirtschaftlichen. In Bulgarien sind die Verhältnisse für viele Menschen – gerade auch für Musiker – ungleich schwieriger als im Westen. Sie haben bei etlichen Meistern in Moskau, Paris und in London gelernt, mit anderen haben Sie zumindest sehr eng zusammengearbeitet. Wie haben diese Kooperationen und Zusammentreffen Sie und Ihr Wirken geprägt? STANEV Die Lehrer und Mentoren, mit denen ich arbeiten konnte, haben mich alle auf ihre eigene, persönliche Art und Weise beeinflusst. Bei Dmitri Bashkirov in Moskau zum Beispiel bin ich durch die harte russische Schule gegangen. Er war ein strenger Lehrer, was vielleicht nicht immer angenehm war, was mir aber doch technische Sicherheit und Disziplin im Umgang mit der Musik vermittelt hat. Davon profitiere ich bis heute. Peter Feuchtwanger in London wiederum war das reine Gegenteil. Er hat mich für meine Körperhaltung sensibilisiert und mich darin beraten, wie ich Verspannungen vermeide. Klavierspielen, gerade in dem von mir bevorzugten spätromantischen Repertoire, hat auch etwas mit Hochleistungssport zu tun. Sie treten regelmäßig mit der Geigerin Ekaterina Frolova auf. Was macht für Sie die Harmonie bei Ihrer Zusammenarbeit aus? STANEV Kennengelernt habe ich Ekaterina Frolova bei einem Konzert in Zürich, wo sie im Rahmen eines Förderprogramms für junge Musikerinnen und Musiker aufgetreten ist. Die Zusammenarbeit mit ihr ist für mich eine enorme Bereicherung. Denn wir ergänzen uns durch unsere Gegensätzlichkeit. Katja ist eine unglaublich temperamentvolle und spontane Geigerin, die musikalische Partnerschaft mit ihr verlangt ein hohes Maß an rascher Reaktion. Das reizt mich immer und immer wieder. Welche Aktivitäten sind bei Ihnen denn in der nächsten Zeit geplant? Festivals, Konzerte oder auch neue Aufnahmen – können Sie einen kleinen Ausblick auf die nähere Zukunft geben? STANEV Im Augenblick bin ich voll in Anspruch genommen durch mein neues Programm mit Werken von César Franck, Claude Debussy und Frédéric Chopin. Es braucht tägliche Pflege, und ich spiele es in den kommenden Monaten in zahlreichen Konzerten in ganz Europa. In Planung steht außerdem ein neuer Duoabend mit Ekaterina Frolova, und daraus wird vielleicht auch eine neue CD. Info Karten für das Konzert von Vesselin Stanev im Robert-Schumann-Saal, Ehrenhof 4-5, am kommenden Mittwoch, den 8. März, ab 20 Uhr, gibt es telefonisch unter der Rufnummer 0211 274000 und im Internet unter www.westticket.de