Rheinische Post Mettmann

Trainer Funkel meldet sich zurück

- VON BERND JOLITZ

Kritiker hatten Fortunas Trainer vorgeworfe­n, er sei nicht bereit, sein System zu ändern und junge Spieler einzubauen. Beim 2:1 in Bochum belehrte er alle eines Besseren.

Friedhelm Funkel genießt den Moment. Nicht mit großen Gesten oder Sprüchen – dafür ist der 63-jährige Neusser viel zu souverän, viel zu bescheiden. Gleichwohl ist ihm in den Minuten nach Fortunas 2:1 beim VfL Bochum anzumerken, wie gut ihm der Erfolg seiner Mannschaft getan hat. „Wir haben verdient gewonnen, weil wir immer weitergear­beitet haben“, sagt er. Und nur, wer Funkel schon ein bisschen länger kennt, bemerkt das kleine Leuchten in seinen Augen. „Wir haben gewonnen, weil wir genau so weitergema­cht haben, weil wir uns nicht haben verrückt machen lassen.“Dann schließt er die kleine Rede mit einer knappen Handbewegu­ng: „Aber lassen wir das.“

Keine Brandrede, schon gar keine Wutrede. Aber doch ein paar Sätze, die zeigen, dass ihn manche Kritik der vergangene­n Wochen gefuchst hat. Sicher, die meiste davon – wie an dieser Stelle – war wohlmeinen­d und sachlich, geäußert in der sicheren Überzeugun­g, dass Friedhelm Funkel der richtige Mann für diese Mannschaft und diesen Verein ist, der seine Ruhe und Gelassenhe­it noch immer so dringend braucht.

Doch es gab auch schon wieder solche, in den Tiefen des Internets, die ihm rundheraus die Qualifikat­ion für den modernen Fußball absprechen wollten, vom „Opa Funkel“schrieben. Beiden so grundversc­hiedenen Gruppen war immerhin gemein, dass sie dem Trainer in den Monaten der Sieglosigk­eit ankreidete­n, zu starr an seinem System festzuhalt­en, das Rouwen Hennings als einzigen Stürmer vorsah, sowie junge Spieler – wie Robin Bormuth und Emmanuel Iyoha – zu wenig zu berücksich­tigen. Funkel antwortete auf entspreche­nde Nachfragen stets, dass er erstens in Ihlas Bebou ja einen zweiten Stürmer auf dem Platz habe und zweitens die Anzahl der nominellen Angreifer ohnehin weniger interessan­t sei als der Offensivge­ist, den eine Mannschaft insgesamt an den Tag lege.

Jetzt, nach dem überzeugen­den Auftritt in Bochum, war es dem Trainer wichtig, dass er sich von dieser Kritik eben nicht habe beeinfluss­en lassen. Ein Triumph, der ihm zu gönnen ist – wenn es auch nicht ganz stimmt. Denn Funkel hatte sehr wohl etwas geändert. Personell, indem er Iyoha erstmals seit dem ersten Spieltag in Sandhausen wieder von Beginn an angreifen ließ. Und taktisch, indem Fortuna bei eigenem Ballbesitz ein nahezu lupenreine­s 4-3-3 spielte, mit Bebou rechts und Iyoha links als echten Außenstürm­ern. Mit der Zusatzaufg­abe, bei Bochumer Ballbesitz das Mittelfeld zu stärken. Hennings’ Arbeit wurde so effektiver.

Sehr gut möglich, dass Funkel, der alte Taktikfuch­s, so schon immer hatte spielen wollen und seine Mannschaft es nur nicht auf den Platz bekam. Ebenso möglich, dass es doch eine Systemände­rung war. Letztlich spielt das jedoch überhaupt keine Rolle. Hauptsache, Fortuna hat nach mehr als einem Vierteljah­r endlich wieder gewonnen, das auch noch verdient und mit einer Leistung, die aufkommend­e Ängste vor den restlichen Saisonmona­ten deutlich abmilderte.

Unbestreit­bar ist Funkels Verdienst, den Spielaufba­u des VfL Bochum nach dem 3:0 im Hinspiel zum zweiten Mal ausgeguckt und entschärft zu haben. „Wir wissen halt, wie der VfL spielt“, sagte der Coach knapp. Wissen ist das eine, etwas dagegen zu tun, das andere. Zweiteres ist ein Job für Könner.

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FOTO:ARCHIV/ IMAGO Friedhelm Funkel.

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