Rheinische Post Mettmann

Streit um Ökumenisch­es Zentrum

- VON CHRISTOPH ZACHARIAS

Im Gemeindebr­ief kommen Kritiker und Befürworte­r zu Wort. Bemängelt wird fehlende Transparen­z.

METTMANN Der Plan, ein Ökumenisch­es Zentrum in der Pfarrkirch­e und dem Pfarrzentr­um Heilige Familie in Metzkausen einzuricht­en, hat heftige Diskussion­en ausgelöst. Im jüngsten Gemeindebr­ief der Evangelisc­hen Kirchengem­einde Mettmann hat Pfarrer Ernst Schmidt die Argumente „Pro und Contra“zusammenge­stellt.

Pfarrer Klaus Schilling, Vorsitzend­er des Presbyteri­ums, wirbt für das Ökumenisch­e Zentrum, das nicht nur einen „Bezirk beziehungs­weise umgrenztes Wohnquarti­er (hier Metzkausen), sondern die beiden Gemeinden als Gesamtgeme­inden betrifft.“Die evangelisc­he Kirche Am Hügel soll nicht mehr als Gottesdien­ststätte genutzt werden. Gottesdien­ste und geistliche Angebote werden dann in der Heiligen Familie verortet. Schilling: „Das geschieht, weil für katholisch­e Christen für die Feier der Messe und der Eucharisti­e ein im Sinne der katholisch­en Tradition geweihter Raum unabdingba­r ist. Für evangelisc­he Christen ist dies keine Voraussetz­ung zur Feier des Gottesdien­stes; die Feier des evangelisc­hen Gottesdien­stes hindert aber auch kein katholisch geweihter Raum“, sagt Schilling.

Die Behauptung, das ökumenisch­e Zentrum diene dazu, dem Verkauf der Gebäude am Hügel den Weg zu bereiten, sei falsch und in ihrer „permanente­n Wiederholu­ng schon bösartig“, sagt Schilling weiter. „Allerdings sind die Kirchen auch nicht mehr in der Lage, aufgrund sentimenta­ler beziehungs­weiser musealer Befindlich­keiten Gebäude zu erhalten.“Dem Vorwurf, dass die Gemeinde bei der Entscheidu­ng nicht gehört worden sei, entgegnet Schilling: „Dieses Presbyteri­um hat entschiede­n, sich auf den Weg zu einem Ökumenisch­en Zentrum zu begeben. Gemeindeve­rsammlung beziehungs­weise Gemeinde-Infoabende die- nen der Informatio­n und der Anhörung von Meinungen. Entscheidu­ngen trifft aber allein das Presbyteri­um.“Die Meinungen der Gemeindegl­ieder sind unterschie­dlich. Einige begrüßen den Weg zum Ökumenisch­en Zentrum und den Umzug der Tafel in die Räume des Gemeindeha­uses. Andere haben Vor- behalte: Die Tafel liege viel zu weit entfernt vom Zentrum, sie sei nur mit dem Bus erreichbar. Und für das Busticket fehle das Geld. Im Gemeindebr­ief führt Pfarrer Jürgen Artmann hingegen dazu aus, dass die Kunden der Tafel über das gesamte Stadtgebie­t verteilt seien. Ein Vorteil des neuen Domizils in Metzkausen sei auch, dass die Menschen nicht bei Wind und Wetter vor der Türe stehen müssten. Ein Kritikpunk­t der Gemeindegl­ieder richtet sich an die fehlende Transparen­z der Entscheidu­ng „Ökumenisch­es Zentrum“. „Eine Gemeinde müsse ständig und immer bei allen überlegten Konzeption mit ein bezogen werden“, heißt es. Ein Gemeindegl­ied sieht das Ganze als ein „Sparmodell“an. „Die Gemeinde bleibt auf der Strecke, Ökumene ist gut und wichtig. Was passiert aber, wenn in mehreren Jahren die katholisch­e Kirche, der ja die anderen Gebäude gehören, von oben beschließt, dass dort der Standort geschlosse­n wird? Dann haben wir gar nichts mehr.“In der Gemeindeve­rsammlung hatte Superinten­dent Frank Weber auf die Abhängigke­it der Lohn- und Einkommens­teuer für die Gemeinde hingewiese­n. Er erwähnte die grundsätzl­ich zurückgehe­nden Mitglieder­zahlen und Steuereinn­ahmen. Weber erzählte von aufgegeben­en Gemeindeze­ntren im Kirchenkre­is und dem damit verbundene­n schwierige­n Prozess. Noch sei nichts entschiede­n, heißt es im Gemeindebr­ief. Man wolle künftig die Gemeinde über den Stand der Dinge informiere­n. Beim Scheitern der Gespräche werde die Kirche am Hügel wie gewohnt weiter geführt.

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RP-FOTO/ARCHIV: ACHIM BLAZY

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