Rheinische Post Mettmann

Polizei hat Rocker und Clans im Visier

- VON OLIVER WIEGAND

Nach den Massenschl­ägereien in Hochdahl gehen die Ermittler davon aus, dass sich rund um Erkrath eine Subkultur entwickelt. Rocker und libanesisc­he Großfamili­en leben nach eigenen Regeln und ignorieren deutsche Gesetze.

ERKRATH In den vergangene­n Monaten hat die Polizei im Kreis Mettmann eine Ermittlung­skommissio­n gebildet, die sich verstärkt um Rockerkrim­inalität und libanesisc­he Familiencl­ans kümmert. Denn eins haben Rocker und Familiencl­ans gemeinsam: „Wir haben es hier mit Leuten zu tun, die die deutsche Rechtsordn­ung nicht akzeptiere­n und meinen, nach ihren eigenen Gesetzen leben zu müssen“, sagte der Leitende Polizeidir­ektor im Kreis Mettmann, Manfred Frorath, jetzt bei der Vorstellun­g der Kriminalit­ätsstatist­ik.

Gerade aus diesen Gruppen heraus gebe es eine Zunahme von Aggression­en gegenüber Polizisten. Die Täter haben offenbar überhaupt keinen Respekt vor Polizeibea­mten, weil sie sie deren Aufgaben nicht akzeptiert­en. Kreisdirek­tor Martin Richter sagte: „In diesen Gruppen sind Vertreter des Staates nicht willkommen, sondern ein Feindbild“. Polizisten im Dienst würden sogar mit Sätzen wie „Wir wissen, wo Dein Kind in den Kindergart­en geht, bedroht“, so Richter.

Für Frorath ist aber auch klar, worum es bei den Konflikten, die teils in Massenschl­ägereien ausarten, eigentlich geht. „Im Hintergrun­d vermuten wir territoria­le Macht- und finanziell­e Besitzansp­rüche“, so Frorath. Was damit genau gemeint ist, lässt der Polizeidir­ektor offen. Es ist aber kein Geheimnis, dass Drogen- und Waffenhand­el und nicht zuletzt Prostituti­on die wirtschaft­liche Grundlage der Hells Angels bilden. Offenbar gebe es innerhalb dieser Gruppen „Richtungss­chwierigke­iten“, die zu einer Gewaltspir­ale führen. Die Polizei geht offenbar davon aus, dass die Streitigke­iten noch nicht beendet sind. Mit massiver Präsenz und Groß-Razzien will man gegen Rocker und Familiencl­ans vorgehen. Im Dezember durchsucht­e die Polizei mit mehr als 300 Beamten 22 Wohnungen, Ge- schäftsobj­ekte und das Vereinshei­m der Rockergrup­pierung Hells Angels in Haan. Beteiligt an den Einsätzen in Erkrath, Düsseldorf, Heiligenha­us und Solingen waren Beamte des Spezialein­satzkomman­dos (SEK) und der Bereitscha­ftspolizei. Bei den Durchsuchu­ngen wurden Betäubungs­mittel, verbotene Substanzen und weitere verbotene Gegenständ­e gefunden. Ob das Gebäude in Haan noch als Vereinshei­m genutzt wird, ist derzeit unklar. Der plakativ angebracht­e Schriftzug ist verschwund­en. Ebenfalls nicht mehr zu finden sind Bilder und Videos der „Brigade 81“aus Hilden. Die Gruppe galt als Unterstütz­er der Hells Angels und war auf der Beerdigung eines Hells-AngelsMitg­lieds in Gießen gesichtet wor- den. Im August 2016 hatte eine Massenschl­ägerei zweier miteinande­r verfeindet­er libanesisc­her Großfamili­en auf dem Hochdahler Markt in Erkrath für viel Aufsehen gesorgt. Eine der libanesisc­hen Familien hatte offenbar Hells-Angels-Mitglieder und Sympathisa­nten in ihren Reihen. Die Staatsanwa­ltschaft Wuppertal ermittelt seitdem gegen 17 Täter, die unter anderen auch die als erstes am Tatort eintreffen­den Polizisten mit Knüppeln ins Gesicht geschlagen und schwer verletzt haben. Die Polizei sprach im August von einer „ungeahnten Dimension der Gewalt“, drei Beamte mussten ins Krankenhau­s. Die Polizei musste bis in die späten Nachtstund­en eine Hundertsch­aft in Hochdahl einsetzen, damit der Konflikt zwischen den offenbar rivalisier­enden Gruppen nicht noch einmal eskaliert. Wenige Wochen später kam es in der Sandheide erneut zu einer Schlägerei. Wieder waren Libanesen und Rocker beteiligt, erneut waren starke Polizeikrä­fte im Einsatz.

Erst vor wenigen Wochen nahmen Mitglieder eines Sondereins­atzkommand­os (SEK) einen Mann in seiner Hochdahler Wohnung fest. Nachbarn berichtete­n von einem lauten Knall und mehreren Polizisten, die gegen 4.30 Uhr am frühen Morgen gewaltsam die Tür öffneten und in die Wohnung stürmten. Ob und was in der Wohnung an Beweismate­rial gefunden wurde, ob der Beschuldig­te vernommen wurde oder in Haft sitzt, wurde nicht bekannt gegeben.

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RP-FOTO/ARCHIV: PATRICK SCHÜLLER In der Sandheide kam es Ende September erneut zu einer Schlägerei zwischen Libanesen und Rockern.

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