Bayer 04: Hätte, hätte, Fehlerkette
Der Konjunktiv bleibt ein ständiger Begleiter der Werkself – auch mit neuem Trainer.
LEVERKUSEN Nach dem 1:1 gegen Werder Bremen musste Rudi Völler einmal kurz lächeln. Das war aber keine Geste der Erleichterung oder gar der Freude, sondern eher eine der bitteren Ironie. Von fünf Elfmetern, die Bayer 04 bisher in der Bundesliga vergab, „hätten wir schon zwei oder drei reinmachen können. Dann müsste ich jetzt nicht irgendwelche Durchhalteparolen schwingen“, sagte der Sportchef.
Hätte Ömer Toprak den berechtigten Strafstoß in der sechsten Minute der Nachspielzeit verwandelt, wäre das Debüt von Tayfun Korkut trotz eines verunsicherten Auftritts geglückt. Der Bremer Johannes Eggestein hatte Benjamin Henrichs im Strafraum von den Beinen geholt und den Gastgebern die Siegchance auf dem Silbertablett serviert. Toprak, der sich in der Partie einen Kapselbandriss im linken Sprunggelenk zuzog und am Mittwoch gegen Atlético Madrid fehlen wird, ließ das Geschenk ungenutzt.
So bleibt es beim Konjunktiv – wie so oft in dieser Spielzeit. „Es war nicht die Sicherheit da, die man braucht“, stellte Völler fest. Von den „neuen Impulsen“, die sich die sportliche Leitung von dem Trainerwechsel versprach, war nicht viel zu sehen. „Bei allem Druck dürfen wir nicht die spielerische Leichtigkeit verlieren“, erklärte der Leverkusener Sportchef.
Das dürfte angesichts der Lage schwierig sein. Bayer versinkt mit 31 Punkten auf Platz zehn im Mittelmaß – trotz großer Ambitionen. Auch nach dem frühen 1:0 durch Kevin Volland gewann das Team nicht an Sicherheit oder gar Selbstvertrauen, sondern agierte irgendwo zwischen gehemmt und verunsichert. Fehlpässe, Ballverluste und Missverständnisse prägten das Bild. Bei etwas mehr Konsequenz der Bremer hätte sich niemand über eine Heimniederlage beschweren können.
Doch die abstiegsbedrohten Nordlichter konnten die Fehlerketten der Werkself nur beim Ausgleich durch Claudio Pizarro effektiv für ihre Zwecke nutzen. Insofern ist es wohl nicht schlecht, dass Toprak den Elfmeter vergab. Ein Sieg hätte den durchwachsenen Auftritt positiv verklärt. Nach Madrid steht am Samstag die Reise zur nach wie vor gut aufgelegten TSG Hoffenheim an. Im Restprogramm nach der Länderspielpause finden sich außerdem noch Leipzig, München, Köln und Berlin wieder. Den Blick nach unten will Tayfun Korkut nach dem bedingt mutmachenden Debüt auf der Bayer-Bank aber nicht wagen: „Damit beschäftige ich mich nicht. Wir wissen, wie viel Potenzial in diesem Kader steckt.“Hätte Toprak den Elfmeter verwandelt, sagte er, „wäre der Abstand nach unten größer geworden, und wir hätten oben die Möglichkeit, wieder reinzurutschen“. Da ist er wieder, der Leverkusener Konjunktiv.