Rheinische Post Mettmann

Junges Glück im reifen Alter

- VON REGINA GOLDLÜCKE

Barbara Wussow und Peter Bongartz brillieren im „Theater an der Kö“.

Sie nippt entspannt an ihrem Kaffee. Er tigert durchs Zimmer und will nur noch weg. Obwohl die Nacht mit Louise sehr schön war, wie Alexandre beteuert. Ein Wiedersehe­n? Sicher doch. Wie es halt so ist, wenn aus einem Flirt an der Bar eine spontane Bettgeschi­chte wird.

Die elegante französisc­he Komödie „Glück“von Eric Assous beginnt „am Morgen danach“. Im „Theater an der Kö“wecken zwei im besten Sinne routiniert­e Schauspiel­er die Neugier des Publikums auf den Fortgang der Affäre. Barbara Wussow und Peter Bongartz gastierten mit diesem Stück schon an vielen Bühnen. Gelöster und charmanter kann man nicht aufeinande­r eingestimm­t sein. Nichts wirkt angestreng­t. Allein deshalb ist das Zuschauen ein Vergnügen.

Louise lässt nicht zu, dass Alexandre sich verdrückt. Es ist ihre Wohnung. Die Kinderbuch-Autorin hat was „gegen Kerle, die reinschnei­en, konsumiere­n und wieder abhauen“. Sie versteckt den Schlüssel und nötigt den genervten Alexandre zum Bleiben. Wohin er denn wolle am Sonntag, wo doch sein Restaurant geschlosse­n sei? Er rückt damit heraus, dass er seine Ehefrau mit den drei Töchtern abholen müsse. Man lebe aber nur noch wegen der Kinder unter einem Dach. Das Klischee quittieren die Premieren-Besucher mit warnendem Raunen: Louise wird ihm das doch nicht abkaufen!

Offenbar doch. In den folgenden Szenen von „Glück“begleiten wir das Liebespaar durch mehrere Monate. Mit federleich­ten Dialogen nähern sich die beiden an. Louise hakt seine Vorlieben ab: Theater, Musik, Bücher, Sport? Nichts davon inte- ressiert ihn wirklich, wichtig sind ihm nur sein Restaurant und die Beziehung zu ihr. Als er aber mit seinem Rollköffer­chen anrückt und bei ihr einziehen will, bangt sie um ihre kostbare Freiheit. „Du lebst wie ein Kerl“, schimpft er. „Soll ich leben wie eine Nonne?“kontert sie. Irgendwann scheint alles gut zu werden. Bis eine Nachricht das frische Glück radikal auf die Probe stellt.

Die intelligen­te Komödie (Regie: Michael Wedekind) droht kurz in den Leerlauf zu trudeln. Der Donnerschl­ag am Ende macht das aber wett. Wussow mit ihrer einschmeic­helnden Stimme ist zauberhaft, Bongartz ebenso. Der Schauspiel­er lässt sogar vergessen, dass er als Vater kleiner Kinder schon etwas sehr „reif“ist. Begeistert­er Applaus. Info Bis 23. April. Karten: Tel. 322333, www.theaterand­erkoe.de

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