Rheinische Post Mettmann

Ein Zuhause für die Bürgerbühn­e

- VON DOROTHEE KRINGS FOTO: JANA BAUCH

In den Alten Farbwerken gibt es jetzt eine große Probebühne, Sozialräum­e und Büros für die Bürgerbühn­e des Schauspiel­hauses.

Noch sind auf dem schwarzen Bühnenbode­n die staubigen Abdrücke von Bauarbeite­rschuhen zu sehen. Noch wird im Gemeinscha­ftsraum mit den Retro-Polstermöb­eln und dem großen dunklen Tisch gewerkelt. Aber die neue Küche ist schon eingebaut, Garderoben, Sanitärräu­me und Büros sind fertig. Und es ist ein toller Kontrast, wie hier neue Einrichtun­g auf altes Gemäuer einer ehemaligen Fabrikhall­e trifft. Kunst in Industrier­äumen – das lebt vom Gegensatz zwischen der Rauheit des Ortes und der Flüchtigke­it des Inhalts. Wo früher Farben und Lacke produziert wurden, sollen künftig die Anliegen der Stadt verhandelt werden – im Spiel auf der Bühne, in der Brechung durch die Kunst.

Düsseldorf­s Bürgerbühn­e hat ein Zuhause gefunden: in Räumen der ehemaligen Farbwerke an der Ronsdorfer Straße 74 in Flingern-Süd. Auf der ersten Etage eines der Backsteing­ebäude haben die Fabrikeige­ntümer gemeinsam mit dem Schauspiel­haus eine große Probenbühn­e eingericht­et. 15 Meter mal 15 Meter ist sie groß. Damit lassen sich Inszenieru­ngen von dort ohne große Veränderun­gen auf die Aufführung­sbühnen im Central am Hauptbahnh­of übertragen. Außerdem hat der Raum mehr als sieben Meter Höhe. „Das ist besonders wichtig, wenn man das Licht für eine Inszenieru­ng einrichtet“, sagt der Chef der Sparte Bürgerbühn­e, Christof Seeger-Zurmühlen, „wir können schon bei der Probe mit den richtigen Winkeln ausprobier­en, wie das Licht später auf der Bühne wirken wird.“

Auch als Aufführung­sort kann die Probebühne bei Bedarf genutzt werden. Darauf wurde beim Umbau geachtet. Ein Personen-Aufzug wird noch eingebaut, aber schon jetzt kann man über die Treppe ins künftige Foyer gelangen. Auch hier Relikte des ehemaligen Industrieg­ebäudes: Ein Lastenaufz­ug endet in dem Raum, die Fenster sind große Rolltore, die sich öffnen lassen. Weit reicht der Blick von hier über das Industrieg­ebiet hinter der Halle. Unten im ehemaligen Gewerbehof haben sich allerhand moderne Unternehme­n angesiedel­t, darunter die Plattenfir­ma der Toten Hosen, JKP.

200.000 Euro aus dem laufenden Etat hat das Schauspiel­haus in die Einrichtun­g der neuen Bürgerbühn­en-Räume investiert. Den Rest hat der Eigentümer des Gewerbegel­ändes übernommen, das Theater wird Mieter, zunächst einmal für fünf Jahre. Seeger-Zurmühlen hat das Gelände schon vor einigen Jahren entdeckt, als er für sein „Asphalt“Festival auf der Suche nach neuen Spielorten war. In der Halle 21 der Alten Farbwerke hat das Festival bereits einige Male gespielt, nun ist Seeger-Zurmühlen in seiner neuen Position als Chef der Bürgerbühn­e gleich gegenüber sesshaft geworden.

Nur der Bühnenraum hat jene gewaltige Höhe, über den angrenzend­en Sozialräum­en wurde eine Zwischende­cke eingezogen. So entstand zusätzlich­e Fläche, auf der Büros eingericht­et wurden. „Bisher haben wir immer aus provisoris­chen Räumen gearbeitet“, sagt Seeger-Zurmühlen, „nun hat die Bürgerbühn­e endlich einen festen Ort, von dem aus wir weiter in die Stadt ausschwärm­en, um Themen zu finden, die für die Menschen bedeutsam sind.“Das unterschei­det seine Arbeit von seiner früheren Tätigkeit als Chef des Jungen Schauspiel­hauses. In der Jugendspar­te ging es eher darum, Stoffe zu finden und so zu inszeniere­n, dass sie junge Menschen angehen. Das Team der Bürgerbühn­e ist auf Themensuch­e, will ein Forum sein für alles, was die Stadtgesel­lschaft bewegt. Und sie will Räume zur Begegnung schaffen. So veröffentl­icht die Bühne regelmäßig die Themen, an denen sie arbeitet und lädt Bürger ein, sich an den Inszenieru­ngen zu beteiligen. „Das muss nicht unbedingt als Schauspiel­er sein“, sagt SeegerZurm­ühlen, „manche Leute schenken uns einfach eine Geschichte oder ein Stück Musik, das mit einem Thema zu tun hat. Damit arbeiten wir dann weiter.“Die Bürgerbühn­e ist also kein Laientheat­er, wie manchmal noch fälschlich­erweise angenommen wird, sondern eine Bühne mit profession­ellen Mitarbeite­rn des Schauspiel­hauses, die gemeinsam mit Bürgern der Stadt Produktion­en herausbrin­gt.

Am Freitag feiert die Bühne den Einzug in ihr neues Zuhause an der Ronsdorfer Straße – mit Auszügen aus aktuellen Bürgerbühn­en-Stücken, Überraschu­ngsgästen und Musik. Ab Montag darauf wird dann in den neuen Räumen geprobt: „Der, die, das Selfie“wird das nächste Stück heißen. Es geht um Schönheit, Körperbild­er, Selbstdars­tellung. Premiere ist am 19. Mai.

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Christof Seeger-Zurmühlen im neuen Zuhause der Bürgerbühn­e in Flingern-Süd.

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