Giro-d’Italia-Sieger Scarponi stirbt bei Trainingsunfall
An einer Straßenkreuzung in seiner Heimatstadt prallt der italienische Radprofi (37) mit einem Transporter zusammen.
ANCONA (sid) Er galt als Lebemann des Radsports, trainierte gelegentlich auch mal mit einem Papagei – nun ist Michele Scarponi mit 37 Jahren ums Leben gekommen. Der Sieger des Giro d’Italia 2011 starb während einer Trainingsfahrt in seiner italienischen Heimatstadt Filottrano. Er wollte sich dort auf die am 5. Mai beginnende Italien-Rundfahrt einstimmen, bei der er das Astana-Team anführen sollte. Gegen acht Uhr prallte Scarponi an einer Straßenkreuzung frontal mit einem Kleintransporter zusammen, jede Hilfe kam zu spät. „Ich habe ihn nicht gesehen“, sagte der 57 Jahre alte Fahrer nach dem Unfall.
„Es ist eine Tragödie, zu groß, um sie in Worte zu fassen“, schrieb sein kasachisches Team Astana in einer Pressemitteilung: „Wir haben einen großen Champion und einen besonderen Mann verloren, der immer gelacht hat.“Scarponi hinterlässt seine Ehefrau und zwei Kinder. Zur Trauerfeier am morgigen Dienstag auf dem Sportplatz von Scarponis Heimatstadt werden hunderte Radprofis erwartet. Beim Giro will Direktor Mauro Vegni eigens eine Gedenkfeier für den Radprofi ausrichten.
Scarponi begann seine Karriere 2002 beim italienischen Team Acqua & Sapone. In seinen ersten Profijahren fuhr er gute Resultate bei Lüttich-Bastogne-Lüttich, dem Amstel Gold Race und dem Flèche Wallone ein. Später entwickelte er sich zu einem hervorragenden Kletterer. Mit dem Wechsel zu Lampre begann mit 31 Jahren seine erfolgreichste Zeit: Im ersten Jahr gewann Scarponi den Giro d’Italia, nach- dem der eigentliche Sieger Alberto Contador wegen einer Dopingsperre disqualifiziert wurde. Nach insgesamt drei vierten Plätzen beim Giro wechselte er 2014 zu Astana.
Auch abseits der Rennen erregte Scarponi Aufsehen. Im Januar 2016 postete er Videos, auf denen er bei Trainingsfahrten mit einem gelbblauen Papagei zu sehen ist, der sich immer wieder auf seine Schulter setzt. Doch er sorgte daneben auch durchaus für negative Schlagzeilen: 2012 war er vom Antidoping-Gericht des italienischen Olympia-Komitees CONI für drei Monate gesperrt und zu einer Geldstrafe in Höhe von 10.000 Euro verurteilt worden. Er hatte Kontakte zu dem umstrittenen Dopingarzt Michele Ferrari gestanden.