Wanka: Mehr Beratung – weniger Studienabbrecher
BERLIN (dpa) An deutschen Hochschulen bricht fast jeder Dritte in der Frühphase sein Studium ab, um sich neu zu orientieren. Nach einer gerade veröffentlichten Studie stieg die Quote bei Bachelor-Studenten im Vergleich zu früheren Untersuchungen von 28 auf 29 Prozent. Experten kritisieren die Entwicklung – in einem Punkt sind sich aber alle einig: Es braucht mehr Beratung. Während die Abbrecherquote an Universitäten leicht von 33 auf 32 Prozent sank, legte sie an Fachhochschulen deutlich von 23 auf 27 Prozent zu. Besonders gravierend wirkte sich das Massenphänomen Studienabbruch in mathematisch-naturwissenschaftlichen Studiengängen mit Quoten von 39 Prozent an Uni- versitäten und 42 Prozent an Fachhochschulen aus.
„Man kann das ganz schnöde volkswirtschaftlich sehen: Das ist verlorene Zeit“, sagte Bildungsministerium Johanna Wanka (CDU) bei der Vorstellung der Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) in Berlin. Als ehemalige Hochschullehrerin wisse sie jedoch, dass ein Studienabbruch für viele auch ein persönlicher Misserfolg sei, den es zu verhindern gelte.
Knapp die Hälfte aller Abbrecher verlassen die Hochschule in den ersten beiden Semestern, weitere 29 Prozent im dritten oder vierten Semester. Die überwiegende Mehrheit der Studienabbrecher finde nach dem Verlassen der Hochschule schnell eine Bildungs- oder Berufsalternative, heißt es in dem Report.
„Wichtig ist das Ergebnis, dass die Ursachen für den Studienabbruch oftmals bereits in der Phase vor dem Studium liegen“, sagte Wanka. Häufig hätten die Abbrecher falsche Vorstellungen vom Studium. Schüler müssten frühzeitig über mögli-
Meine jüngeren Kommilitonen haben es nicht leicht. Ständig sind sie den missbilligenden Blicken der fortgeschrittenen Studenten ausgesetzt. Die spötteln darüber, dass die jüngste Generation es mit Ehrgeiz und Fleiß angeblich übertreibt. Das Ironische daran: Auch über meinen Jahrgang haben die Älteren damals schon gesagt, dass wir alle viel zu verbissen sind. Offenbar werden die Erstis also immer als besonders strebsam wahrgenommen. Dafür gibt es zwei mögliche Erklärungen. Die erste Erklärung ist Neid. Möglicherweise sind die Examenskandidaten neidisch auf die Erstsemester, die von Anfang an Vollgas zu geben scheinen. Denn sie wissen: Auch ihnen hätte es wahrscheinlich nicht geschadet, von Beginn an wirklich mitzuarbeiten. Jetzt ist es zu spät und sie müssen zusehen, dass sie ihre Lücken noch irgendwie gefüllt che Ausbildungswege aufgeklärt werden. In dieser Legislaturperiode sei deshalb eine Milliarde Euro in die Berufsberatung an Schulen investiert worden. Diese müsse auch über Alternativen wie eine Berufsausbildung informieren. „Ein Abiturient muss nicht gedrängt und nur beraten werden für das Studium, sondern für die ganze Breite.“
Keine Zeit verlieren
kriegen. Die andere Erklärung ist, dass die Studenten einfach wirklich von Jahr zu Jahr fokussierter werden. Das ist die Erklärung, die ich bevorzuge. Die sinkende Zahl der Studenten, die ins Ausland will, ist dafür ein Indiz. Als ich im vierten Semester war, wollten nahezu alle für zwei Semester weg. Das gehörte irgendwie zum guten Ton. Jetzt bewerben sich viel weniger Viertsemester für die Plätze. Es gibt natürlich auch viele legitime Gründe, nicht ins Ausland zu gehen. Aber die Viertsemester erklären mir, dass sie einfach nicht ein ganzes Jahr verlieren wollen. Einige von ihnen haben mit 17 Jahren angefangen zu studieren. Das ist der Moment, ab dem auch ich dann anfange,
missbilligend zu gucken.