Es darf weiter gestritten werden
Traditionsbewusste FußballFans können aufatmen. Viele hatten bereits befürchtet, dass sie sich künftig überhaupt nicht mehr über groteske Schiedsrichterleistungen aufregen können. Denn die großen Verbände sind finster entschlossen, ihren Referees bald flächendeckend unbestechliche elektronische Hilfen zur Seite zu stellen. Seit den ersten Testläufen für den Video-Schiedsrichter beim Confed-Cup steht fest: Fußball-Fans dürfen sich weiter aufregen. Nur nicht mehr über die Feld-Schiedsrichter, sondern nun über die Schiedsrichter unterm Tribünendach, die nach strittigen Szenen kurz über Videoaufzeichnungen brüten, ehe sie dann (nicht immer richtig) entscheiden.
Das Leben nach dem Spiel hat für die Fußballfreunde also weiter einen Sinn. Bedauerlich ist, dass die Traditionsbewussten mit ihren altehrwürdigen Sprechchören, in denen die Unparteiischen ans Telefon gerufen werden, sozusagen verbal ins Leere grätschen. Schließlich sitzen die Herren Video-Schiedsrichter bereits am Telefon – auch wenn es sich hier um ein sehr modernes Kommunikationsgerät handelt.
Nicht ganz heraus ist allerdings, welches Stadion, welche Stadt und welches Land Bayern Münchens Vereinschef Karl-Heinz Rummenigge in Zukunft aus Protest gegen Schiedsrichterfehler boykottieren wird. Die Tatsache, dass der VideoAssistent nicht mit seinem Namen auf dem Spielbogen auftaucht, macht die Entscheidung wirklich schwer. Wahrscheinlich macht er es wie beim letzten Mal. Zum Champions-League-Finale war Rummenigge nicht angereist, weil er seine Bayern im Halbfinale benachteiligt gesehen hatte. Von wem, war ihm schon egal. Dadurch ist er auch in der digitalen Zukunft auf der Höhe der Zeit.