Kalenderblatt 20. Juni 1894
Im Mittelalter war die Pest eine der gefährlichsten Krankheiten. Allein in Europa starben im Lauf der Geschichte bis zu 25 Millionen Menschen am „Schwarzen Tod“. Während die Krankheit den Gläubigen im Mittelalter als Strafe Gottes gegolten hatte, wollten Wissenschaftler im 19. Jahrhundert der Ursache genauer auf den Grund gehen. Einer von ihnen war der Schweizer Arzt und Biologe Alexandre Yersin, der am Institut Pasteur in Paris über Bakterien geforscht hatte. 1894 schickte ihn das Institut nach Hongkong. Einige Jahre zuvor hatte eine neue Pandemie begonnen, die vor allem in Asien Millionen Menschenleben forderte. Yersin sollte vor Ort versuchen, das Bakterium zu isolieren. Dabei hatte der Forscher gegen Widerstände zu kämpfen. Eine japanische Forschergruppe unter Shibasaburo Kitasato erreichte Hongkong drei Tage vor ihm und verfolgte dasselbe Ziel. Die brtische Verwaltung bevorzugte die japanischen Wissenschaftler, Yersin legten sie Steine in den Weg. Anstatt im Krankenhaus-Labor musste Yersin in einer Bambushütte forschen. Zu seinem Glück: Unter den Laborbedingungen, mit denen Kitasato arbeitete, gedieh das Pestbakterium schlechter und war leichter mit den bereits bekannten Pneumokokken zu verwechseln. Am 20. Juni 1894 isolierte Yersin als Erster das Bakterium, das die Pest auslöste. Es wurde ihm zu Ehren Yersinia pestis genannt.