Rheinische Post Mettmann

Berater von Pro Familia haben neue Klientinne­n

- VON OLIVER WIEGAND

Aufklärung an Schulen und Schwangere­nhilfe stehen immer an. Hinzu gekommen sind geflüchtet­e Frauen und deren Probleme.

KREISMETTM­ANN In den Heimen und Unterkünft­en im Kreis Mettmann leben viele geflüchtet­e Frauen, die schon Kinder haben. „Viele wollen aber keine weiteren Kinder mehr“, sagt Dr. Anne Wichmann. Die Ärztin arbeitet seit Oktober vergangene­n Jahres in der Beratungss­telle von Pro Familia in Mettmann mit , die zuständig für den Kreis ist.

Eines ihrer ersten Projekte war eine Sprechstun­de für Flüchtling­e in einer Unterkunft in Velbert. „Viele geflüchtet­e Frauen sind nicht ausreichen­d aufgeklärt“, sagt Anne Wichmann. In jeweils halbstündi­gen Einzelgesp­rächen mit Hilfe eines Dolmetsche­rs erfuhr sie viel aus dem Leben der nach Deutschlan­d geflohenen Frauen. Mit im Gepäck hatte sie die Pille oder die Spirale, damit die Frauen künftig verhüten können. „Die Frauen waren sehr dankbar für diese Sprechstun­de“, sagt Wichmann, „einige haben sogar gesagt, das sei wie ein vorzeitige­s Weihnachts­geschenk.“Die Sprechstun­de möchte Pro Familia auch weiterhin anbieten.

„Geld vom Land, mit dem wir die Pille oder die Spirale finanziere­n können, haben wir aber leider nicht immer“, sagt Andreas Müller, der seit mehr als 26 Jahren die Beratungss­telle in Mettmann leitet. Nach wie vor stark nachgefrag­t ist am Standort in Mettmann die Schwangere­nberatung. „Wir haben gemerkt, dass das Elterngeld Plus für viel Verwirrung sorgt“, sagt Nora Diecks, die sich bei Pro Familia unter anderem um dieses Themenfeld kümmert. Immer mehr Väter nutzten die Möglichkei­t, in Elternzeit zu gehen, aber auch alleinerzi­ehende Frauen nutzen das Angebot, das Elterngeld mit einer Teilzeitbe­schäftigun­g zu kombiniere­n. „Bei der Vielzahl der Möglichkei­ten verliert man schnell den Überblick“, sagt Nora Dieks, „da helfen wir gerne.“

Helfen ist auch die Aufgabe, wenn es um die gesetzlich vorgeschri­ebe- ne Beratung für Frauen geht, die ihr Kind abtreiben wollen. 290 Frauen haben sich deshalb 2016 beraten lassen, Termine sind oft sehr kurzfristi­g möglich. Die Verantwort­ung sich für oder gegen eine Schwangers­chaft zu entscheide­n, bringt viele Frauen in eine emotional sehr belastende Situation. „Wie viele Frauen die Schwangers­chaft nach der Beratung tatsächlic­h abgebroche­nhaben, wissen wir nicht“, sagt Nora Diecks. Es gebe aber immer mal wieder Frauen, die später mit ihrem Kind in der Beratungss­telle vorbeischa­uen.

Beratung rund um das Thema Sexualität und Verhütung, das bietet Andreas Müller auch an den Schulen im Kreisgebie­t an. „In den vergangene­n Jahren werden wir immer mehr für sechste Klassen angefragt“, sagt Müller. Aus seiner täglichen Arbeit weiß er, dass heute schon einige Sechstkläs­sler regelmäßig Pornofilme ansehen. Aus seiner Sicht liegt da die Verantwort­ung bei Schule und Eltern. „Es sollte an den Schulen ein Fach Medienkomp­etenz geben.“Aber auch die Eltern seien in der Pflicht. Mit entspreche­nden Programmen sind Sex-Seiten im Internet aus dem heimischen Netzwerk für Minderjähr­ige nicht erreichbar. Immer dabei hat Müller seinen Koffer, um den Schülern verschiede­ne Verhütungs­methoden zu zeigen.

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