Orientierung im Dschungel der Zukunft
Sicherheitsexperten haben die „Deutsche Gesellschaft für Zukunft und Sicherheit“ins Leben gerufen. Sie soll Orientierung auf dem komplexen Gebiet der Sicherheit geben.
Terroristen greifen so genannte weiche Ziele an – Menschen auf der Straße oder bei Großveranstaltungen. Hacker stehlen Daten, lähmen Computersysteme, Einbrecher räumen Wohnungen leer. Das ist Gegenwart. Die Zukunft bringt mit neuen technischen Möglichkeiten auch weitere Bedrohungen mit sich: Wie lässt sich das Smart Home, in dem Kühlschränke und Heizungen mit dem Internet verbunden sind, sichern? Wie sieht die Ver- kehrssicherheit künftig aus, wenn sich die Fahrzeuge selbst steuern?
„In der Zukunft werden Sicherheitsthemen noch komplexer und vernetzter als heute“, ist Uwe Gerstenberg, Geschäftsführer des Sicherheitsberatungsunternehmens consulting plus, überzeugt. Mehr noch: „Viele Risiken sind ja noch gar nicht absehbar, erst recht nicht, wer davon betroffen sein könnte.“Zeit, sich des Themas grundsätzlich anzunehmen und zu schauen, was jetzt schon erkennbar ist. Genau das ist die Aufgabe der „Deutschen Gesellschaft für Zukunft und Sicherheit“, die Gerstenberg zusammen mit Christian Scherg ins Leben gerufen hat. Scherg ist Geschäftsführer der Revolvermänner GmbH, die sich als Reputations- und Nachrichtendienst für Unternehmen um die digitale Sicherheit ihrer Kunden kümmert.
Die neue Gesellschaft will die Sicherheitsthemen der Zukunft nicht nur theoretisch angehen, sondern auch die praktischen Auswirkungen erfassen. „Geschäftsprozesse verändern sich, ganze Branchen verschieben ihre Schwerpunkte“, erklärt Scherg. Sicherheit müsse dabei als relevanter Teil mitbedacht werden. Dabei müsse man auch gesellschaftliche und psychologische Ebenen berücksichtigen, neue Fragen rund um die Sicherheit des Arbeitsplatzes und ebenso neue geopolitische Herausforderungen.
Ein weites Aufgabenfeld also. Die neue Gesellschaft soll sich aber nicht verzetteln. Zunächst wollen die Initiatoren Partner finden, mit denen sie gemeinsam konkrete Projekte voranbringen. Angedacht sind zum Beispiel Branchenthemen. Gerstenberg nennt die Medizintechnik als Beispiel. „Dort wie in anderen Bran- chen wachsen die realen und die virtuellen Welten zusammen. Wir wollen daher die Entscheider erreichen, um mit ihnen zu analysieren, welche Trends kommen, wie man schon jetzt Weichen richtig stellen kann und welche Risiken sich antizipieren lassen.“
Ähnliches gilt im Automotive-Sektor. „Künftig wird das Thema Mobilität und Vernetzung noch mehr in den Vordergrund rücken“, sagt Scherg, „das führt zu einem Umdenken; Entscheidungen sind mit Unsicherheit verbunden“. Im Verkehr der Zukunft wandeln sich die Geschäftsmodelle, „wer die Software beherrscht, zählt zu den zentralen Playern“, fügt Gerstenberg hinzu. Man könne aber jetzt schon analysieren, welche Risiken damit verbunden sind. Ein Trend zeichnet sich ja jetzt schon ab – ob in der virtuellen Welt oder im realen Wirtschaften: Die Vernetzung nimmt zu. Die beste Reaktionsweise darauf ist – natürlich Vernetzung. „In der Zukunft wird der Netzwerkgedanke noch mehr im Vordergrund stehen, auch bei uns. Wir haben deshalb den Begriff der „Virealen Sicherheit“geschaffen – die Verbindung von virtuellen und realen Sicherheitsaspekten“, so Gerstenberg. Die neue Gesellschaft soll also Netzwerke etwa für Branchen, aber auch etwa für Themen wie Terrorabwehr bilden – immer mit dem Ziel, präventiv die neuen Sicherheitsthemen anzugehen. „Viele Unterneh- men reagieren erst in Krisen“, sagt Scherg, „besser wäre es, wenn sie die Risiken vorwegnehmen würden“.
Als Beispiel verweist Scherg auf digitale Transformationsprozesse. „Sie stellen neue Fragen an die Sicherheit.“Gesetze und Patentrechte würden da oft hinterherhinken. Wichtig ist ihm der Hinweis: „Wir wollen die Chancen aufzeigen, nicht nur die angstbehafteten Risikoszenarien betrachten.“Sein Wunsch: „Sicherheit wird zu einer in strategischen Planungen immer mitgedachten Komponente, nicht erst ein Thema im Notfall: so selbstverständlich wie das Anschnallen vor dem Losfahren.“
„Viele Risiken sind ja noch gar nicht absehbar, erst recht nicht, wer davon betroffen sein könnte“
Kontakt im Internet: www.zukunft-sicherheit.org