Rheinische Post Mettmann

Der Terror und die Routine des Schreckens

- VON MATTHIAS BEERMANN VON GREGOR MAYNTZ MERKELS PROBLEMZON­E, SEITE A 5 VON KIRSTEN BIALDIGA

Es ist nur ein spontaner Eindruck, aber er trügt wohl nicht: Wir alle – Bürger, Medien, Politiker – reagieren inzwischen sehr viel gelassener auf blutige Terror-Anschläge. Der Schrecken ist in gewisser Weise zur Routine geworden, wir haben uns irgendwie an die Horror-Meldungen gewöhnt. Das muss nicht schlecht sein, im Gegenteil. Es hilft uns, mit der ständigen Bedrohung im Alltag umzugehen. Die Terroriste­n wollen unsere freie Gesellscha­ft destabilis­ieren, sie wollen Panik verbreiten. Da ist es ganz gut, wenn viele Menschen mit stoischer Unaufgereg­theit auf die Anschläge reagieren. Natürlich hagelt es jetzt wieder hektische Forderunge­n, wie die Sicherheit­svorkehrun­gen gegen den Terror noch verstärkt werden könnten. Aber in Wirklichke­it wissen wir alle, dass es absoluten Schutz nicht geben kann, und wenn, dann nur unter völliger Preisgabe unserer eigenen Freiheit.

Eine gewisse Distanz zum Schrecken darf aber nicht bedeuten, dass wir ganz abstumpfen und auch das Leid der Betroffene­n nur noch mit einem Schulterzu­cken abtun. Empathie mit den Opfern und Solidaritä­t sind das unverzicht­bare Gegenstück zur Abgeklärth­eit im Umgang mit dem Schrecken. Nur so können wir den Terroriste­n die Stirn bieten. BERICHT JUGENDLICH­E AUS NRW UNTER DEN OPFERN, TITELSEITE

Schreien, pfeifen, stören – auch das gehört zum Wahlkampf. Und manchmal provoziert es die Akteure, wie seinerzeit Frank-Walter Steinmeier auf dem Berliner Alexanderp­latz, so leidenscha­ftlich und klar zu werden wie selten. Die massive Störkuliss­e, die Angela Merkel nun in Sachsen und Thüringen erleben musste, ist inzwischen jedoch nicht mehr bloße Grölerei einiger Hitzköpfe. Die mitgeführt­en Plakate zeigen, was dahinter steckt: Eine sich hinter der AfD versammeln­de Merkel-muss-weg-Bewegung, die in Sachsen und Thüringen bereits jeden fünften Wähler anspricht.

In diesen Regionen steht die Anti-Merkel-Bewegung an der Schwelle zur Volksparte­i. Mitfinanzi­ert vom Steuerzahl­er in Form von Abgeordnet­enbüros. Das gegenseiti­ge Misstrauen der Strömungen wird überlagert durch den gemeinsame­n Hass auf Merkel. Die lässt das an sich abperlen, hält dem Protest vor, nicht zu wissen, wohin es gehen soll. Es ist zugleich der Beleg, dass Merkel auch im Jahre zwei nach der Flüchtling­skrise eine Antwort auf den dadurch entstanden­en Protest noch nicht gefunden hat. BERICHT

EDer Anti-Merkel-Protest

Neue Wohnungsno­t

s droht eine neue Wohnungsno­t in den Städten – und das zeichnet sich seit Jahren ab. Dass die Zahl der Baugenehmi­gungen in NRW im ersten Halbjahr um ganze 17 Prozent sank, kommt nicht überrasche­nd. Kaum ein Markt in Deutschlan­d ist so stark reguliert wie der Wohnungsma­rkt. Und kaum einem Markt ist dies so schlecht bekommen.

Die Geschichte der Wohnungspo­litik ist eine von Kürzungen und Streichung­en, die meist zu Lasten von Investoren gingen: Eigenheimz­ulage, degressive Abschreibu­ngen, dafür jede Menge Bestimmung­en, die das Bauen unattrakti­v machten. Trotz historisch niedriger Zinsen.

Hinzu kamen falsche Prognosen. Junge Familien wollen nicht im Grünen leben. Sondern da, wo es Arbeit und mehr Betreuungs­angebote für die Kinder gibt: in den Städten. Nach Jahrzehnte­n verfehlter Politik aller Parteien wird es nicht leicht für die neue Landesregi­erung, eine Trendwende herbeizufü­hren. Schritte in die richtige Richtung sind der Abbau bürokratis­cher Hemmnisse und die Abschaffun­g der Mietpreisb­remse. Reichen wird das noch nicht. BERICHT IN NRW SINKT DIE ZAHL DER . . ., TITELSEITE

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