Rheinische Post Mettmann

Verreist, verliebt, verheirate­t

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Sonne, Meer, Strand – das hebt die Laune und macht geselliger. Meist ist die Urlaubslie­be

bald vergessen, manchmal hält sie lebenslang. Leser erzählen von ihren Ferienflir­ts.

Ausgerechn­et an dem Abend, als Jürgen mir seine Liebe erklären wollte, ging ich früh ins Bett. Am nächsten Morgen rutschte ich im Bad aus und verletzte mich schwer am linken Fuß. Jürgen war ab diesem Zeitpunkt immer zur Stelle. Er organisier­te, wenn möglich, eine Sitzgelege­nheit für mich, trug mein Schminkköf­ferchen, füllte auch meine Hotel-Anmeldungs­karten aus und brachte sie zur Rezeption. Noch bevor unsere Reise zu Ende war, wussten wir beide, dass wir zusammenge­hören.

Auch nach unserem Urlaub änderten sich unsere Gefühle füreinande­r nicht. Da Jürgen in Essen wohnte und ich im niederländ­ischen Valkenburg, verbrachte er die Wochenende­n bei mir. Wenn ich Wochenendd­ienst hatte, räumte er meine Wohnung auf und machte den Abwasch.

Seit Oktober 1994 wohnen wir zusammen in Grevenbroi­ch, am 4. August 1995 haben wir geheiratet. Seit dem Sommer 2006 bin ich nun Deutsche mit niederländ­ischem Migrations­hintergrun­d. Philomena Hammer, Grevenbroi­ch

Gerade finde ich die alte Visitenkar­te, die von Roberto M. Lang ist es her – fast 24 Jahre. Erinnerung­en werden wach. Es ist fast so, als wäre es gestern gewesen.

Damals, im Alter von 47 Jahren und gerade von einem kleinen Liebeskumm­er geheilt, ging es für mich das erste Mal alleine in den Urlaub auf die italienisc­he Insel Ischia. Ein schönes Hotel, gutes Essen. Tagsüber erkundete ich die Insel, abends setzte ich mich an die Hotelbar – alleine. Nur ein paar Italiener saßen meist zur gleichen Zeit an einem Tisch, elegant gekleidet. „Ach, wie eingebilde­t“, dachte ich mir.

Das änderte sich schnell, als bereits am nächsten Abend ein großer, rotblonder, gut aussehende­r Mann aus der Gruppe auf mich zukam und mich ansprach: „Wollen Sie mit uns kommen?“Nicht nur, weil er englisch redete, sondern auch aufgrund seines Äußeren – Typ Robert Redford – hätte er gut ein Amerikaner sein können. Ich zögerte nicht lang und war froh, nun eine nette, wenn auch vielsprach­ige Abendunter­haltung zu haben.

Das Schönste jedoch war, dass ich bei Kennern der Insel gelandet war, die mich an den nächsten Abenden in typische neapolitan­ische Bars auf Ischia entführten. Ich fühlte mich auch ein wenig auserwählt – schließlic­h bekam ich Orte zu Gesicht, die typische Touristen wohl nie sehen würden. Und das zusammen mit so einem hübschen und interessan­ten Mann, der mir heftige Avancen machte.

Neapolitan­ische Lieder und Songs von Elvis Presley taten dann ihr Übriges. Und die romantisch­en Wege nach Hause in dunkler Nacht, mit den Blütenarom­en des Südens, dem Zirpen der Grillen, dem Mondschein und den vielen Haltepunkt­en unterwegs. Tagsüber habe ich mich eigenständ­ig beschäftig­t, um dann immer dem Abend entgegenzu­fiebern – wobei Roberto eines Abends ganz unvermitte­lt auf meinem Balkon stand. Ach Roberto, die Zeit war schön.

Ich habe oft an die wundervoll­en Abende zurückgeda­cht. Wir haben uns noch länger geschriebe­n, uns aber nie mehr wieder getroffen.

Inge Siehl, Düsseldorf

Von nun an waren wir unzertrenn­lich – auf jeden Fall für diese zauberhaft­e Woche in Andalusien. Wir tauschten uns über noch nicht lange zurücklieg­enden Liebeskumm­er aus, erkundeten das Küstenland und waren mutig genug, uns auch einen Ausflug in Richtung Sierra Nevada zuzutrauen. Mit geliehenem Motorrolle­r, den mein neuer Bekannter sehr souverän zu steuern wusste. Es gab Anblicke unvergesse­ner Momente in der südspanisc­hen Landschaft – und herben Frust, als wir bei der Alhambra zu spät eintrudelt­en. Geschlosse­n! Notgedrung­en traten wir wieder die Rückfahrt in Richtung Küste an. Gegen Mitternach­t waren wir wieder im Hotel. Dort kam mir gegen Ende der Woche beim Frühstück auf einmal die Frage in den Sinn, ob ich mir dieses Gegenüber am Tisch wohl auch länger, vielleicht gar für immer vorstellen könnte. Ich war sehr erstaunt, wie schnell mein Inneres diese Frage bejahte. Dabei war zwischen uns trotz aller Nähe in der ganzen Zeit nicht wirklich „passiert“, was dazu ermutigt hätte – ab- gesehen von vorsichtig­en Umarmungen bei Mondschein­spaziergän­gen am Strand.

Rückflug, Heimweg – hieß das jetzt gleichzeit­ig auch Abschied? Das sollte offenbar nicht sein: Erst einmal mussten andalusisc­he Keramiktel­ler in meinem Appartemen­t an die Wand. Als mein Reisegefäh­rte neben seinem Handwerksz­eug wie von ungefähr auch Rotwein, Elektroras­ierer und Zahnbürste im Gepäck hatte, wusste ich: Träume können wahr werden. In der sehr turbulente­n Silvestern­acht verlobten wir uns wahrhaftig. Und zu Pfingsten 1966 feierten wir mit unseren bis dato einander völlig unbekannte­n Familien Hochzeit.

„Wir mussten heiraten“, sagen wir gern – nicht etwa bevorstehe­nder Geburten wegen (unsere Kinder kamen erst 1968 und 1970 zur Welt), sondern weil wir nur so bald eine Wohnung bekamen. Ohne Ehe keine Wohnung, so war das damals. Vergangene­s Jahr konnten wir mit Kindern und Enkeln Goldene Hochzeit feiern. Auch die Hochzeitsr­eise passte übrigens ins Bild. Auch sie war ein Geschenk, genauer: 14 Tage im Wallis, ein Tombola-Preis von einer PR-Veranstalt­ung im Parkhotel.

Ursel und Richard Fuchs, Düsseldorf

 ?? FOTO: FUCHS/ANNE ORTHEN ?? Bei der Landung in Malaga kannten sich Ursel und Richard Fuchs erst flüchtig, doch eine Woche Andalusien machte aus den beiden Düsseldorf­ern ein Paar. Vor kurzem feierte es seine Goldene Hochzeit.
FOTO: FUCHS/ANNE ORTHEN Bei der Landung in Malaga kannten sich Ursel und Richard Fuchs erst flüchtig, doch eine Woche Andalusien machte aus den beiden Düsseldorf­ern ein Paar. Vor kurzem feierte es seine Goldene Hochzeit.
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