Rheinische Post Mettmann

Jäger entsetzt über Wilderer im Wald

- VON RALF GERAEDTS

In drei Monaten sind zwei Rehe von Schüssen aus kleinkalib­rigen Waffen verletzt worden und qualvoll verendet.

KREIS METTMANN Als Förster Dennis Anders und Jäger Bernhard Möller über die Fälle von Wilderei berichten, ist ihnen anzumerken, wie sehr sie die Taten der Unbekannte­n verabscheu­en. Bernhard Möller – er ist im Hildener Stadtwald-Revier einer von mehreren Begehungss­chein-Inhabern des Jagdpächte­rs Tom Fleischer – hat im Juni einen toten Rehbock gefunden und konnte in der vorigen Woche einem weiteren Rehbock nur noch den Gnadenschu­ss geben. Erst nach dem Öffnen („Aufbrechen“) der Kadaver zeigte sich, dass beide Tiere von kleinkalib­rigen Geschossen getroffen worden waren und stundenlan­ge Qualen erleiden mussten.

„Wir haben sofort Anzeige bei der Polizei erstattet“, berichtet Bernhard Möller. Bislang tappen die Ermittler im Dunkeln. Denn Projektile waren in beiden Fällen nicht zu finden. Beim ersten Tier hatte das Geschoss die Leber durchdrung­en und das Reh innerlich verbluten lassen. Beim zweiten Bock war das Projektil zwischen zwei Rippen in den Brustraum geschlagen, hatte die Lunge schwer verletzt und auf der anderen Seite innerlich für einen großen Bluterguss gesorgt. „Die nach dem Treffer vermeintli­ch leichte Verletzung überleben die Tiere nicht“, sagt Förster Dennis Anders bitter.

Eine Gemeinsamk­eit haben die Weidmänner bei den Taten gefunden. Sie geschahen jeweils an Wochenende­n mit schlechtem Wetter. „Da geht der Unbekannte dann in den Wald bei wenig Publikum und schießt auf Rehe.“Anders, der Mitglied im Jagdbeirat ist, weiß, dass es im gesamten Kreisgebie­t „immer wieder Vorfälle von Wilderei“gibt. Da werden Schlachtre­ste gefunden - Häute, Köpfe oder Füße. Oder Men- schen hören Schüsse, deren Ursprung nicht prüfbar ist. In den letzten anderthalb bis zwei Jahren hätten sich die Fälle gehäuft. Dennis Anders weiß von Vorkommnis­sen in Erkrath, Ratingen und im Raum Haan. Wilderer hatten es auf Rehe und Schwarzwil­d abgesehen.

Die Jäger vermuten, dass Täter absichtlic­h mit kleinen Kalibern schießen. Da könne das Schussgerä­usch stark gedämpft werden. Allerdings fehlt es diesen Waffen an Durchschla­gskraft. Zum Vergleich: Das Geschoss aus einer Jagdbüchse muss 100 Meter nach Verlassen des Laufes immer noch 1000 Joule Energie besitzen. Bei Kleinkalib­er-Waffen beträgt die Energie gerade 27 bis 40 Joule unmittelba­r am Laufausgan­g. Der Schuss aus der Jagdwaffe muss tödlich sein, das ist Vorschrift. Das Problem bei einem Kleinkalib­er-Schuss, der nicht sogleich tötet: Das flüchtende Wild wird kaum durch Hunde aufzuspüre­n sein, weil es keine verfolgbar­e Blutspur gibt. Das Jagdrecht für ein bestimmtes Gebiet wird auf jeweils neun Jahre verpachtet. Der Pachtvertr­ag regelt auch die Pflichten des Weidmannes. Er muss dafür sorgen, dass die Wildpopula­tion im Gleichgewi­cht bleibt. Im vorigen Jahr wurden im Stadtwald 16 Stück Rehwild erlegt, 20 sind das Ziel. „Wildtiere im Übermaß wirken wie Schädlinge“, ergänzt Dennis Anders. Rehwild beiße Triebe und Knospen von jungen Bäumen ab, wodurch sich der Bestand nicht gesund entwickeln könne. Schwarzwil­d wühle Wiesen um und gefährde Heu-Erträge. Die Jagdpächte­r müssen den Bestand regeln – und auch für Schäden geradesteh­en. „Wildschwei­ne sind im Vormarsch“, weiß Dennis Anders. Auch Rehwild und Hasen werden bejagt. Vereinzelt habe es aus Hilden Meldungen über gesichtete Waschbären gegeben.

Die Jagd im Stadtwald erfordert besondere Umsicht, schließlic­h ist der Forst Ziel vieler Erholungsu­chender. „Wir halten die Schussdist­anz sehr kurz“, sagt Bernhard Möller. Geschossen wird nur vom Hochsitz. Dann würde sich ein Fehlschuss in den Boden bohren.

Wer jemanden mit einer Waffe im Wald sieht, sollte „sofort die Polizei alarmieren, aber keinesfall­s selbst eingreifen“, rät Dennis Anders. „Der Selbstschu­tz steht an erster Stelle!

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Bernhard Möller (links) hat die beiden durch Schüsse getöteten Rehböcke gefunden. Förster Dennis Anders hat die Polizei eingeschal­tet. Jagdwilder­ei ist vom Strafgeset­z mit bis zu fünf Jahren Freiheitss­trafe belegt.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Bernhard Möller (links) hat die beiden durch Schüsse getöteten Rehböcke gefunden. Förster Dennis Anders hat die Polizei eingeschal­tet. Jagdwilder­ei ist vom Strafgeset­z mit bis zu fünf Jahren Freiheitss­trafe belegt.

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