Rheinische Post Mettmann

Kinder lernen die neue Kita kennen

- VON ANNA WOZNICKI

Für 176 Mädchen und Jungen startete jetzt die Eingewöhnu­ng in die Kindertage­sstätten.

WÜLFRATH Es hat nichts mit dem Flughafen unserer Hauptstadt zu tun und ist auch kein besonders pfiffiger Schachzug, wie man zuerst annehmen könnte. Das Berliner Modell ist eine besonders sanfte Methode der Kita-Eingewöhnu­ng, die in den meisten Kindertage­sstätten so oder zumindest so ähnlich angewandt wird. Heißt: Das Kind lernt, sich langsam von den Eltern zu lösen. Und umgekehrt. Was oft nicht weniger schwer fällt.

Mein Sohn ist zwanzig Monate alt und hat heute seinen dritten Tag in der Caritas Kindertage­sstätte Arche Noah, eine von zehn Kitas in Wülfrath. Hier verbringen jetzt, in den letzten Wochen und Tagen der Sommerferi­en, die Eltern der insgesamt 176 neuen Kindergart­enkinder ihre Zeit mit der Eingewöhnu­ng.

677 Plätze sind nun in den Wülfrather Kitas belegt. Im vergangene­n Jahr waren es noch 625 Kindergart­enkinder. „Gerade die U2-Plätze sind stark nachgefrag­t“, so Veronika Engel, Leiterin der Kindertage­sstätte Arche Noah. Nachdem manche Eltern zunächst bangen und teilweise ihren Rechtsansp­ruch auf einen Kindergart­enplatz geltend machen mussten, sind in Wülfrath nun für das aktuelle Kindergart­enjahr alle Bedarfe gedeckt. Die Eltern können aufatmen. Die Kindergart­enzeit kann beginnen.

Beim Betreten der Räume fallen mir zuerst die Mütter auf, die Kaffee trinkend im Gemeinscha­ftsraum zusammen sitzen und sich austausche­n. Der Nachwuchs lernt gerade Erzieherin­nen und Spielkamer­aden kennen. 15 Kinder sind in diesem Jahr in der integrativ­e Kita Arche Noah neu dazugekomm­en. „Die Eingewöhnu­ng verläuft bei uns ganz individuel­l“, erklärt Veronika Engel, Leiterin der Kita. „Wir sind zwar an das Berliner Modell angelehnt, aber richten uns immer nach dem einzelnen Kind. Der eine braucht mehr Zeit, der andere weniger. Die Eingewöhnu­ngsphase, die in der Regel vier bis sechs Wochen dauert, ist sehr wichtig für das Kind. Verläuft diese gut, können sich alle auf eine entspannte Kindergart­enzeit freuen.“

Das hört sich schon einmal gut an. Und wenn ich mir Levin so anschaue, muss ich anscheinen­d nicht allzu lange Kaffee trinkend meine Zeit im Kindergart­en verbringen. Schon steuert er den Sandkasten an, schnappt sich eine Schaufel und legt los. Beeindruck­t beobachtet er, wie die größeren Kinder mit Fahrrad und Laufrad an ihm vorbei sausen. „Levi auch Fahrrad fahren“, sagt er, schnappt sich die Hand seiner Erzieherin Monika und zieht sie in die andere Ecke des Geländes. Und ich? Ich wundere mich ein bisschen und bin doch etwas erleichter­t, als er dann nach einiger Zeit mal nach mir fragt und Blickkonta­kt sucht. Noch kann ich ihm zuschauen, bin da, wenn er mich braucht. In ein paar Tagen werde ich dann auch im Gemeinscha­ftsraum sitzen, auch ohne die Mama zu spielen – und Levin lernt. „Bei uns kann jedes Kind das spielen, was es möchte“, erklärt Veronika Engel. „Darin wird es dann gefördert und unterstütz­t. Es ist Baumeister seiner selbst und kann seine Fähigkeite­n und Talente ausbauen und Spaß daran entwickeln.“

Die Zeiten, in denen jedes Kind zur gleichen Zeit eine Prickelnad­el in die Hand gedrückt bekam, sind also vorbei. Ich habe ein gutes Gefühl. Und Levin scheint es auch zu haben. Die Namen von zwei seiner neuen Freunde kennt er schon. Luca, Leon und Levin. Das passt doch. „Hier bleiben“, sagt er, als es nach Hause gehen soll. Ich stutze. „Mama auch“, schiebt er nach. Die Zeit der „sanften Eingewöhnu­ng“ist gar nicht verkehrt, finde ich. Für beide Seiten.

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RP-FOTO: DIETRICH JANICKI Anna Woznicki hilft ihrem Sohn Levin (vorne), sich in die Kita Arche Noah einzugewöh­nen. Unterdesse­n zeigt Erzieherin Franziska Klüser ihnen das namensgebe­nde Schiff.

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