Das fragwürdige Taktieren bei Air Berlin
Es ist gut, dass der Gläubigerausschuss von Air Berlin sich noch etwas Zeit nehmen will, um über Teilverkäufe zu entscheiden. Das Unternehmen kann nicht einfach nach dem Willen von Lufthansa zerlegt werden. Dafür ist die Zukunft des deutschen Luftverkehrs zu wichtig.
Dabei muss an zwei Merkwürdigkeiten erinnert werden: Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann sagt, Interessenten an Air Berlin hätten sich seit Monaten über den Zustand des Unternehmens über eine Bank informieren können. Er habe ja im Februar öffentlich mitgeteilt, das angeschlagene Unternehmen suche neue Partner. Aber öffentlich wurde nie klar mitgeteilt, dass man an die Zerlegung des Konzerns denke.
In der Insolvenz wird eine Fortführung des ganzen Flugbetriebes unter einem Dach ausgeschlossen. Das ist erstaunlich, weil Winkelmann oft erklärt hatte, er könne sich ein Überleben von Air Berlin vorstellen – allerdings mit neuen Partnern. Da die Schulden ja mit der Insolvenz verschwinden sollen, müsste diese Analyse jetzt erst recht gelten. Was nun? Eine weitgehende Übernahme durch Lufthansa bleibt trotz drohender großer Marktmacht die einzig realistische Option. Aber die Kartellbehörden müssen sich den Deal genau anschauen. BERICHT LUFTHANSA WILL GROSSE TEILE VON..., TITELSEITE
EVor dem Verbot
s kommt, es kommt nicht, es kommt – nach dem 24. September, wenn die Autoindustrie nicht nachrüstet. Ein Fahrverbot für Millionen Dieselfahrzeuge. Vor der Wahl wird die Bundesregierung Millionen Dieselfahrer – und Wähler – nicht mehr erschrecken. Aber Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hat aufleuchten lassen, dass die Ampel zur Einfahrt in deutsche Innenstädte für viele Diesel-Fahrer auf Rot geschaltet werden könnte. Alexander Dobrindt, Kollege aus dem Verkehrsressort, fährt da lieber auf Flüsterbeton. Noch haben es die Autobosse in der Hand. Software-Updates sind die Minimallösung. Hinzu muss mehr kommen: Hardware-Nachrüstung, ausreichend große Tanks zur Abgasreinigung – wohlgemerkt auf Kosten der Hersteller, die den Schmu gemacht und vertuscht haben. Man muss den Diesel-Skandal nicht überhöhen, denn der Diesel wird als Übergangstechnologie noch gebraucht, aber der Missbrauch, mit dem die Autoindustrie über Jahre am Werk war, muss gestoppt werden. Grenzwerte müssen eingehalten werden. Alles andere wäre eine Diesel-Farce. BERICHT HENDRICKS: SOFTWARE-UPDATES BEI DIESEL..., TITELSEITE
Kampf gegen Fake News
Wer die Präsidentschaftswahlen in den USA oder in Frankreich erlebt hat, dürfte die Bedeutung manipulierter Nachrichten im Internet, Fake News, nicht unterschätzen. Acht der zehn meistgeteilten Geschichten über Angela Merkel im sozialen Netzwerk Facebook sind verfälscht oder erfunden. In einem Beitrag, der 200.000 mal angeklickt wurde, soll Merkel erklärt haben, dass die Deutschen Gewalt von Ausländern akzeptieren müssten. Das hatte sie natürlich nie gesagt. Doch wer liest das Dementi? Immerhin: 20 Millionen Menschen im Land klicken täglich bei Facebook rein.
Der Kampf gegen Fake News ist ein Kampf für die Demokratie. Wenn Fakten nicht mehr zählen, zerreißt eine funktionierende Gesellschaft. Die Politik muss daher eine härtere Gangart gegenüber den Plattformen anwenden, die solche Meldungen verbreiten. Wir Journalisten müssen unseren Job machen: akkurate Recherche, im Notfall gilt Sorgfalt vor Schnelligkeit. Und die Bürger müssen wachsam sein. Nur dann laufen jene ins Leere, die manipulieren wollen, weil sie im aufrechten Diskurs verlieren. BERICHT