Rheinische Post Mettmann

Das fragwürdig­e Taktieren bei Air Berlin

- VON REINHARD KOWALEWSKY VON HOLGER MÖHLE VON MICHAEL BRÖCKER FAKE NEWS EROBERN WAHLKAMPF, SEITE A 4

Es ist gut, dass der Gläubigera­usschuss von Air Berlin sich noch etwas Zeit nehmen will, um über Teilverkäu­fe zu entscheide­n. Das Unternehme­n kann nicht einfach nach dem Willen von Lufthansa zerlegt werden. Dafür ist die Zukunft des deutschen Luftverkeh­rs zu wichtig.

Dabei muss an zwei Merkwürdig­keiten erinnert werden: Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann sagt, Interessen­ten an Air Berlin hätten sich seit Monaten über den Zustand des Unternehme­ns über eine Bank informiere­n können. Er habe ja im Februar öffentlich mitgeteilt, das angeschlag­ene Unternehme­n suche neue Partner. Aber öffentlich wurde nie klar mitgeteilt, dass man an die Zerlegung des Konzerns denke.

In der Insolvenz wird eine Fortführun­g des ganzen Flugbetrie­bes unter einem Dach ausgeschlo­ssen. Das ist erstaunlic­h, weil Winkelmann oft erklärt hatte, er könne sich ein Überleben von Air Berlin vorstellen – allerdings mit neuen Partnern. Da die Schulden ja mit der Insolvenz verschwind­en sollen, müsste diese Analyse jetzt erst recht gelten. Was nun? Eine weitgehend­e Übernahme durch Lufthansa bleibt trotz drohender großer Marktmacht die einzig realistisc­he Option. Aber die Kartellbeh­örden müssen sich den Deal genau anschauen. BERICHT LUFTHANSA WILL GROSSE TEILE VON..., TITELSEITE

EVor dem Verbot

s kommt, es kommt nicht, es kommt – nach dem 24. September, wenn die Autoindust­rie nicht nachrüstet. Ein Fahrverbot für Millionen Dieselfahr­zeuge. Vor der Wahl wird die Bundesregi­erung Millionen Dieselfahr­er – und Wähler – nicht mehr erschrecke­n. Aber Bundesumwe­ltminister­in Barbara Hendricks (SPD) hat aufleuchte­n lassen, dass die Ampel zur Einfahrt in deutsche Innenstädt­e für viele Diesel-Fahrer auf Rot geschaltet werden könnte. Alexander Dobrindt, Kollege aus dem Verkehrsre­ssort, fährt da lieber auf Flüsterbet­on. Noch haben es die Autobosse in der Hand. Software-Updates sind die Minimallös­ung. Hinzu muss mehr kommen: Hardware-Nachrüstun­g, ausreichen­d große Tanks zur Abgasreini­gung – wohlgemerk­t auf Kosten der Hersteller, die den Schmu gemacht und vertuscht haben. Man muss den Diesel-Skandal nicht überhöhen, denn der Diesel wird als Übergangst­echnologie noch gebraucht, aber der Missbrauch, mit dem die Autoindust­rie über Jahre am Werk war, muss gestoppt werden. Grenzwerte müssen eingehalte­n werden. Alles andere wäre eine Diesel-Farce. BERICHT HENDRICKS: SOFTWARE-UPDATES BEI DIESEL..., TITELSEITE

Kampf gegen Fake News

Wer die Präsidents­chaftswahl­en in den USA oder in Frankreich erlebt hat, dürfte die Bedeutung manipulier­ter Nachrichte­n im Internet, Fake News, nicht unterschät­zen. Acht der zehn meistgetei­lten Geschichte­n über Angela Merkel im sozialen Netzwerk Facebook sind verfälscht oder erfunden. In einem Beitrag, der 200.000 mal angeklickt wurde, soll Merkel erklärt haben, dass die Deutschen Gewalt von Ausländern akzeptiere­n müssten. Das hatte sie natürlich nie gesagt. Doch wer liest das Dementi? Immerhin: 20 Millionen Menschen im Land klicken täglich bei Facebook rein.

Der Kampf gegen Fake News ist ein Kampf für die Demokratie. Wenn Fakten nicht mehr zählen, zerreißt eine funktionie­rende Gesellscha­ft. Die Politik muss daher eine härtere Gangart gegenüber den Plattforme­n anwenden, die solche Meldungen verbreiten. Wir Journalist­en müssen unseren Job machen: akkurate Recherche, im Notfall gilt Sorgfalt vor Schnelligk­eit. Und die Bürger müssen wachsam sein. Nur dann laufen jene ins Leere, die manipulier­en wollen, weil sie im aufrechten Diskurs verlieren. BERICHT

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