Rheinische Post Mettmann

Bilderreih­e in der Kirche erzählt von Kühen und dem Mittsommer

- VON THOMAS PETER

WÜLFRATH „Das Haus, nur ein Schuppen, steht einsam im Wiesenmeer“, liest Pfarrer Thomas Rehrmann. Die Worte stammen von Klaus Stecher, der seine Eindrücke von einem Urlaub 2003 in Oppmanna, einem kleinen Weiler in der südschwedi­schen Provinz Skåne Län, niedergesc­hrieben hat. „Meine Frau hatte schon Recht: ich hätte es nicht ausgehalte­n an diesem einsamen Ort, wenn ich nicht meine Tücher gehabt hätte“, sagt Stecher selbst. So aber hatte er die Muße zu arbeiten. Auf den Baumwolltü­chern hatte er gemalt, was er sah, nur mit verdünnter Tusche in schwarz und rot und zwei Pinseln.

Der Collagen-Zyklus „Oppmanna“ist nun bis zum 1. Advent in der Evangelisc­hen Kulturkirc­he an der Tiegenhöfe­r Straße zu sehen. Es ist eine kleine, in sich geschlosse­ne Bilderreih­e, die das beschaulic­he Leben im ländlichen Südschwede­n zur Mittsommer­zeit darstellt. Im Mittelpunk­t stehen die Kühe, von denen es dort mehr gibt als Men- schen, und die ihrem Alltag nachgehen. „Die einen suchen im Urlaub Trubel, die anderen Ruhe“, sagt Thomas Rehrmann in seiner Eröffnungs-„Predigt“. Klaus Stechers Urlaub der Ruhe sei genau das Richtige für eine Kirche.

„Die Bilder passen so wunderbar hier rein, die müssen wir fast hän-

Klaus Stecher gen lassen“, findet Thomas Rehrmann. Die Bilder sind stark reduziert, halb abstrakt, mit nur wenigen gedeckten Farben. „So arbeite ich sehr gerne“, erklärt Klaus Stecher. Vor Ort in Oppmanna hatte er die Tücher auf dem Boden fixiert und mit Tusche einfache Linien und Figuren gemalt.

Wieder zuhause in Wülfrath hatte der die Tücher auf selbtbespa­nnten Leinwänden aufkaschie­rt und die freien Ränder mit Acrylfarbe gestaltet. Auch Bienenwach­s und Kohlstifte kamen teilweise zum Einsatz. Das Ergebnis sind fast monochrome Collagen, die in ihrer Zurückhalt­ung tatsächlic­h sehr gut zu den Wänden der Kulturkirc­he passen. Sie zeigen die Weide vor dem Haus, die Kühe an der Tränke und den Regen bei Nacht. Das Team der Kulturkirc­he hatte die Vernissage kongenial einem Gottesdien­st ähnlich gestaltet, wobei Kantor Thomas Gerhold spirituell­e Klänge von der elektrisch­en Orgel beisteuert­e. Für Klaus Stecher ist es die erste Ausstellun­g in der Kulturkirc­he. Der Exportkauf­mann ist seit seinem Ruhestand im Jahr 2000 nur noch Künstler und kann eine beachtlich­e Vita von Ausstellun­gen und Auszeichnu­ngen vorweisen. Stecher hat 2009 ein Studium der Malerei und des experiment­ellen Holzschnit­ts bei J. Bukowski an der Kunstakade­mie Reichenhal­l als Meistersch­üler abgeschlos­sen und bereits 1975 einen Wettbewerb der Rheinische­n Post unter 600 Einsendung­en gewonnen.

„Ich hätte es nicht ausgehalte­n an diesem

einsamen Ort, wenn ich nicht meine Tücher

gehabt hätte“

Maler

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