Rheinische Post Mettmann

Bürgerbus ist in Erkrath Erfolgsmod­ell

- VON THOMAS PETER

Das System soll auch in Mettmann Schule machen. Doch es sind noch viele Hürden zu nehmen.

METTMANN Im Vorfeld des Seniorenta­ges am 19. Oktober in der Königshof-Galerie ist erneut deutlich geworden, dass unter Mettmanner Senioren Interesse und Bedarf an einem Bürgerbus-System besteht. Das Mettmanner Bürgerforu­m hat diese Idee aufgegriff­en und zum Forumsaben­d den Vorstand des Bürgerbus-Vereins aus Erkrath eingeladen, damit dieser über seine Erfahrunge­n berichtet und erklärt, wel- che Voraussetz­ungen für die Einrichtun­g eines Bürgerbuss­es erfüllt sein müssen.

„Es ist eine Erfolgsges­chichte“, sagen Vorsitzend­er Wolfgang Peter und Geschäftsf­ührer Rudi Birkenstoc­k. Zunächst habe es lange gedauert, alles vorzuberei­ten. Der Bürgerbusv­erein wurde 2006 gegründet, doch erst 2010 wurde der Fahrbetrie­b aufgenomme­n. Heute aber sei der Bürgerbus eine feste Institutio­n in Alt-Erkrath mit über 3000 Fahrgästen pro Monat, so dass andere Stadtteile wie Hochdahl neidisch hinüberbli­ckten. Mit Einnahmen aus dem Ticketverk­auf, Mitglieder­beiträgen, Sponsoren und Trinkgelde­rn sei man finanziell sehr gut aufgestell­t. So konnte nach sieben Jahren nun ein neuer, größerer Bus bestellt werden, der im November geliefert wird. „In Erkrath waren zwei Dinge wichtig“, so Wolfgang Peter. „Zum einen die geografisc­hen Voraussetz­ungen, zum anderen die Altersstru­ktur“. Alt-Erkrath liege auf drei Hügeln und einem vierten Bereich ohne Hügel, so dass eine kleeblatt-förmige Streckenfü­hrung installier­t werden konnte. In Alt-Erkrath leben viele Senioren, die zweimal pro Woche zum Arzt und freitags zum Wochenmark­t fahren. „Ich habe sogar zwei Fahrgäste über 90“, sagt Peter. „Bevor es den Bürgerbus gab, wollten viele schon wegziehen, teilweise nach mehr als 50 Jahren in Erkrath“. Mit Umfragen wurde der Bedarf ermittelt. Danach sei der erste Schritt, sich mit Stadt und Rheinbahn zu einigen. Die Rheinbahn alleine darf als Monopolist Personenve­rkehr auf öffentlich­en Straßen anbieten. Da ein Bürgerbus Konkurrenz für die Rheinbahn-Busse sein könnte, muss erst eine offizielle Genehmigun­g durch das Verkehrsun­ternehmen vorliegen. Die Streckenfü­hrung in Erkrath wurde so gewählt, dass 95 Prozent des Ortsgebiet­es durch den Bürgerbus abgedeckt sind, aber nur vier Haltestell­en mit denen der Rheinbahn-Linien zusammenfa­llen. Als nächstes müsse man Sponsoren und Fahrer finden. Für die Anschaffun­g eines Busses wurde in Erkrath ein Kredit bei der Rheinbahn aufgenomme­n, der Rest kam aus Landeszusc­hüssen und von Sponsoren.

Der Erkrather Bürgerbusv­erein hat ein Team von 18 Fahrern, von denen zwölf von Anfang an dabei waren. Voraussetz­ung ist lediglich ein Pkw-Führersche­in und ein Personenbe­förderungs­schein, der auf Antrag für fünf Jahre ausgestell­t wird. „Wir haben ein sympathisc­hes Fahrerteam, das ein familiäres Verhältnis zu den Fahrgästen pflegt“, so Wolfgang Peter. Sie helfen beim Einund Aussteigen, haben ein offenes Ohr und wissen, wer wo wohnt und wohin möchte. Die Mitglieder des Mettmanner Bürgerforu­ms zeigten sich beeindruck­t von dieser Erfolgsges­chichte. „So etwas würden wir uns auch für Mettmann wünschen“, sagte der 2. Vorsitzend­e Thomas Scholz und sprach damit wohl für alle. Die Chancen stehen nicht schlecht: NRW ist in Deutschlan­d Vorreiter mit 130 Bürgerbusv­ereinen. Die Verkehrsge­sellschaft­en haben inzwischen Erfahrung und die Bezirksreg­ierung fördert die Vereine.

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