Hans Schäfer will zum 90. „ein paar Fässchen Kölsch köpfen“
Der Weltmeister von 1954 feiert morgen im kleinen Kreis. Heldenverehrung hat er sich immer verbeten.
KÖLN Ein paar Sätze haben sich geradezu ins Gedächtnis der Fußballfans gefräst. Einer lautet: „Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen.“Der Radioreporter Herbert Zimmermann rief ihn 1954 ins Mikrofon. Rahn schoss, und Deutschland wurde in Bern Weltmeister. Bevor Rahn aus dem Hintergrund schießen musste, war Hans Schäfer am Ball gewesen. Er bereitete das 3:2 gegen die Ungarn vor, weil er dem Außenläufer Joszef Bozsik (Zimmermann: „Bozsik, Bozsik, immer wieder Bozsik“) den Ball abgenommen hatte. Schäfer hat also an einer der großen deutschen Sportgeschichten mitgeschrieben. Neben Horst Eckel (85) ist er der einzige noch lebende Spieler der Elf von Bern. Morgen wird der Kölner 90 Jahre alt.
Eine ausgiebige Erinnerungsstunde hat er sich ebenso verbeten wie Interviews zu diesem Anlass. Das passt zu ihm. Schäfer lebt seit langem zurückgezogen im Stadtteil Lindenthal, und mit der Lobhudelei um die „Helden von Bern“kann er seit jeher nichts anfangen. „Es ist doch kein Heldentum, wenn ich ein Fußballspiel gewinne, und sei es die Weltmeisterschaft“, hat er einmal der „Zeit“gesagt, „und ein Wunder ist es auch nicht gewesen. Im Sport haben Außenseiter immer eine Chance, und wir haben sie genutzt. Daran ist nichts Übernatürliches.“
In der kollektiven Erinnerung ist dieser regnerische Tag von Bern trotzdem überhöht worden, er ist mehr als nur ein Sieg in einem Fußballspiel. Für ganz mutige Historiker beginnt erst mit dem Final-Erfolg bei der WM in der Schweiz neun Jahre nach dem Krieg die deutsche Republik.
Schäfer und seine Kollegen haben nie mehr in der Final-Aufstellung von Bern gespielt. Und für eine be- scheidene Vermarktung des Erfolgs steht wohl nur Eckel. Seiner Erinnerung verdanken jüngere Menschen ihr Bild von Bern 1954. Eckel hat die Geschichte dem Regisseur Sönke Wortmann erzählt, der daraus 2003 den Film „Das Wunder von Bern“machte. Dass Eckel ein gesprächiger Zeitgenosse ist, hat Schäfer vielleicht gestört. Das Verhältnis der beiden Weltmeister war jedenfalls lange nicht ungetrübt.
Anders als Eckel hat sich der Kölner Schäfer nach 16 Jahren im Trikot des 1. FC Köln in der Öffentlichkeit rar gemacht. Trotzdem, möglicherweise genau deshalb feiert ihn der