Innovationsmotor für die gesamte Industrie
Der Chemiestandort Nordrhein-Westfalen ist von einem starken Mittelstand geprägt. Mit seiner enormen Innovationskraft ist er führend in Deutschland.
Nordrhein-Westfalen ist zweifellos der bedeutendste Chemiestandort in Deutschland: Mehr als ein Drittel aller Umsätze in der chemischen Industrie erwirtschaften die NRWUnternehmen. Mit zwölf Chemieparks steht das Land deutschlandweit an der Spitze. Besonders der Mittelstand ist mit 80 Prozent stark ausgeprägt – und mit ihm die Innovationskraft an Rhein und Ruhr.
2016 erzielte die Branche in NRW einen Umsatz von 42,3 Milliarden Euro – das sind 31,0 Prozent des gesamtdeutschen Umsatzes. Die über 440 Chemieunternehmen (mit 20 und mehr Mitarbeitern) beschäfti- gen über 93.000 Mitarbeiter – das sind fast 30 Prozent aller Beschäftigten in dieser Branche in Deutschland.
„Der Wirtschaftsstandort zeichnet sich durch erstklassige Forschung sowie einen besonderen Mix aus einem breiten Mittelstand und zahlreichen international erfolgreichen Großunternehmen aus“, sagt Hans-Jürgen Mittelstaedt, Geschäftsführer des Landesverbands Nordrhein-Westfalen im Verband der Chemischen Industrie. Dieser enge Verbund der chemischen Wertschöpfungskette und die Verknüpfung mit vielen Abnehmerindustrien seien große Stärken des Chemiestandortes Nordrhein-Westfalen. NRW sei ein „Innovationsmotor“für die gesamte Industrie.
Das kommt nicht von ungefähr, schließlich ist das Whois-Who der deutschen Chemie in NRW konzentriert. Oftmals haben Unternehmen wie etwa Lanxess, Covestro oder Altana ihren Konzernsitz in Nordrhein-Westfalen. „Da fällt es leicht zu sagen, dass die Innovationskraft der hiesigen Unternehmen sehr groß ist“, betont Hans-Jürgen Mittelstaedt. Ohne kontinuierliche Innovationen wäre eine Zukunftsbranche, wie es die chemische Industrie ist, nicht in ihrer heutigen Position, meint er. Die Unternehmen seien gut aufgestellt und in der Lage, auch in Zukunft Innovationen zu entwickeln.
Gleichwohl betont der NRWVCI-Chef: „Erfolg setzt aber hier auch die richtigen Rahmenbedingungen voraus, wie ein gutes Bildungssystem und ein innovationsfreundliches Umfeld. Für ein innovationsfreundliches Umfeld muss technologischer Fortschritt bei Staat, Wirtschaft und Gesellschaft einen hohen Stellenwert haben.“Treibende Kraft für In- novationen sei jedoch der Mensch, der Freiräume zur Entfaltung seiner Kreativität, seiner Begabungen und Fähigkeiten brauche. „Gerade Deutschland als führender Technologie- und Industriestandort ist daher darauf angewiesen, dass Investitionen in Bildung, Wissenschaft und Forschung einen noch höheren Stellenwert erhalten als dies bisher schon der Fall war. Nur so lässt sich unsere Innovationsfähigkeit erhalten“, sagt Mittelstaedt. Nicht zuletzt die Politik müsse die richtigen Rahmenbedingungen setzen, um Forschung und Innovationen voranzutreiben. „Wir wollen unsere Standorte nicht nur auf dem Status quo erhalten, sondern weiterentwickeln und bestmöglich weiter ausbauen“, sagt der NRW-Verbandschef.
Eine besondere Herausforderung liege dabei in dem für NRW typischen historisch gewachsenen Nebeneinander von Industrie und Wohnen. „Wenn wir wollen, dass sich unser Chemie- und Industriestandort weiterentwickelt, müssen wir hier zu pragmatischen Lösungen kommen.“
Vor allem das Thema Nachhaltigkeit spielt in diesem Zusammenhang eine immer größere Rolle. Bereits 2013 hatte sich der VCI gemeinsam mit anderen Verbänden aufgemacht, Nachhaltigkeit als Leitbild in der gesamten Branche zu verankern. Kern der Initiative „Chemie³“sind die zwölf Leitlinien zur Nachhaltigkeit für die chemische Industrie in Deutschland. Als branchenspezifischer Rahmen geben die Leitlinien den Unternehmen und ihren Beschäftigten Orientierung für ihr Handeln – ob es um Investitionsentscheidungen, Energiefragen oder beispielsweise Sozialpartnerschaft geht. Entstanden sind die Leitlinien in einem intensiven Dialog, unter anderem mit Vertretern aus Gesellschaft und Politik, Wissenschaft und Wirtschaft.
Spricht man von Nachhaltigkeit und Innovationen, kommt man am Schlagwort Digitalisierung nicht vorbei. Dieser neuzeitliche Dreiklang, der freilich alle Branchen umtreibt, spielt in der chemischen Industrie eine besonders starke Rolle. „Die Digitalisierung verändert unsere Produktion, wobei viele Unternehmen bereits heute digitalisierte Informationen nutzen, um ihre Kosten- und Ressourceneffizienz zu steigern“, weiß Mittelstaedt.
Indem etwa Anlagen über Unternehmensgrenzen hinweg miteinander digital vernetzt werden könnten, eröffne dies Chancen für innovative neue Geschäftsmodelle. Auch bei den Kunden der chemischen Industrie führe die Digitalisierung zu großen Veränderungen. „Wir unterstützen sie dabei, diese zu bewältigen“, versichert der Verbandschef und ergänzt: „Die Herausforderung steckt wie so häufig darin, diesen Transformationsprozess in der Industrie bestmöglich zu vollziehen“. In einer Branche, die schon einige Transformationsprozesse erfolgreich vollzogen habe, mache er sich diesbezüglich jedoch keine Sorgen.
„Investitionen in Bildung, Wissenschaft und Forschung brauchen einen höheren
Stellenwert“ Der Dreiklang aus Nachhaltigkeit, Innovation und Digitalisierung treibt alle
Branchen um