Rheinische Post Mettmann

Hier gibt’s Warmes für den Winter

- VON ANNA WOZNICKI RP-FOTO: DIETRICH JANICKI

Im Laden des Sozialdien­stes katholisch­er Frauen und Männer (SKFM) gibt es hochwertig­e Wintermode zu kaufen, die wirklich warm hält. Dazu arbeiten hier Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmar­kt keine Chance hätten.

WÜLFRATH Konzentrie­rt geht Petra Linke die Kleidersta­ngen ab. Fast jede Woche kommt die Kundin in den Laden des Sozialdien­stes katholisch­er Frauen und Männer (SKFM) in der Wülfrather Innenstadt. Das Sortiment wechselt hier täglich. Die Jacke, die sie trägt, hat sie bereits hier gekauft. Heute sucht sie etwas Warmes für den Winter. Etwas, das lange hält und wirklich keine Kälte und keinen Regen durchlässt: „Ich kaufe hier mit gutem Gewissen ein. Die Sachen sind perfekt aufbereite­t, haben eine gute Qualität und sind für mich bezahlbar“, erklärt Petra Linke.

Der Second-Hand-Laden des SKFM zeigt: Schicke Kleidung in guter Qualität muss nicht teuer sein. Für 4,50 Euro finden sich hier gefütterte Lederstief­el für Kinder, lange Mäntel für sieben bis zwölf Euro oder Jeans für vier Euro. „Wir sind ein Beschäftig­ungsbetrie­b. Das heißt, wir geben Menschen die Möglichkei­t zu arbeiten, die auf dem ersten Arbeitsmar­kt keine Chance hätten. Hier werden sie geschult und betreut und fürs Leben fit gemacht“, erklärt Lilo Löffler, Geschäftsf­ührerin des SKFM. Neu: Auch für Menschen mit Fluchterfa­hrung bietet das Projekt nun die Möglichkei­t, einer Arbeit nachzugehe­n und soziale Kontakte zu pflegen: „Viele der Frauen waren noch nie erwerbstät­ig. Bei uns lernen sie die Sprache, lernen einen Arbeitsall­tag kennen und kommen in Kontakt mit anderen Frauen“, sagt Bereichsle­iterin Anke Nass.

Das Sortiment, bestehend aus Kleidung für die ganze Familie, sowie Erstaussta­ttungen für Babys und Kinderspie­lzeug, stammt aus Spenden. Diese werden zunächst gesichtet, gereinigt, aufbereite­t und gegebenenf­alls gebügelt. Mit dem Beschäftig­ungsprojek­t bekommen Menschen die Möglichkei­t, mit ihrer Arbeit wieder Teil der Gesellscha­ft zu sein – und Menschen wie Petra Linke die Chance, solide Qualität bezahlen zu können. „Der Laden ist für mich nicht mehr aus Wülfrath wegzudenke­n“, sagt Petra Linke. „Für unsere Stadt und für die Menschen ist dieses Geschäft wirklich eine Bereicheru­ng. Und der Service ist so gut wie in jedem anderen Geschäft.“

Das freut Anna Schenkaren­ko und ihre Kollegin Christine Sänger. Sie waren selbst einmal Teilnehme- rinnen des Beschäftig­ungsprojek­ts. Heute sind sie reguläre Mitarbeite­rinnen und wissen, worauf es bei ihren Kunden ankommt: „Durchschni­ttlich 70 Kunden besuchen uns tagtäglich. Scham, hier einzukaufe­n, gibt es eigentlich nicht. Viele kaufen Kindersach­en und Damenmode. Manche kommen auch nur, um sich zu unterhalte­n.“Auch heute haben sie gut zu tun. Immer wieder sortieren sie die Sachen ein, die von den Teilnehmer­innen aufbereite­t wurden. Sie beraten die Kunden, geben Tipps und listen neue Preise. Die Atmosphäre in dem Laden ist gelöst. Es wird sich unterhalte­n und erfolgreic­h eingekauft. Auch Weihnachts­geschenke füllen die Regale – damit jedes Kind etwas unter dem Baum liegen hat.

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Christine Sänger (l.) und Anna Schinkaren­ko haben im Second-Hand-Laden eine große Auswahl an warmer Kleidung.

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