Eine Bank – in zwei zentralen Märkten zu Hause
Mit ihrem deutsch-französischen Geschäftsmodell kommt die Privatbank Oddo BHF bei vermögenden Kunden gut an. Sie wächst im Wealth Management derzeit zweistellig.
Seit dem Zusammenschluss der deutschen BHF-Bank mit dem französischen Bankhaus Oddo erlebt das nun deutschfranzösische Institut einen spürbaren Aufschwung auch im Rheinland. In der Region ist die Bank in Essen, Düsseldorf und Köln mit Niederlassungen vertreten. „Die neue Struktur kommt bei unseren Kunden sehr gut an“, sagt „Die Bank wird von einer Unternehmerfamilie geführt, die mit eigenem, privatem Geld engagiert ist“Christian Keller, seit August 2016 Niederlassungsleiter in Essen.
Im Interview zusammen mit Joachim Häger, Private Wealth Management-Vorstand der Bank in Deutschland und Frankreich, berichten die beiden Vertreter des Hauses von einer großen Akzeptanz, die auch auf Gemeinsamkeiten von Bank und Kunden beruht: „Die Bank wird von einer Unternehmerfamilie geführt, die mit eigenem, privatem Geld engagiert ist“, erklärt Keller – so verhält es sich ja auch bei vielen Kunden, die selbst als Unternehmer Firmen lenken oder geführt haben.
Bereits in der fünften Generation befindet sich das Bankhaus in Familienhand, der Übergang in die sechste Generation zeichnet sich bereits ab. „Durch diese langfristige Orientierung sind die Ziele mit denen der Kunden kongruent“, sagt Häger: Viele Firmenlenker stehen gerade zurzeit vor der Frage, wie sie das Unternehmen am besten in die nächste Generation überführen.
Der Vorstandsvorsitzende Philippe Oddo überzeugt Kun- den, die er oft trifft, durch seine Persönlichkeit, wissen die beiden Bankiers: Oddo studierte eine Zeit lang in Köln, spricht deutsch. Er sei ein „Vollblutunternehmer“, dazu bodenständig und begegne Gesprächspartnern mit viel Empathie.
Beide Teile der Bank waren schon vorher auch in der Geschäftspolitik unternehmerisch geprägt, so war die BHF bereits im Geschäft der Unternehmenstransaktionen (M&A) aktiv. Nun kann die Bank auch in Deutschland weitere Firmenkundenangebote verstärkt in den Markt bringen, zum Beispiel Finanzierungsinstrumente wie Schuldscheindarlehen oder Mezzanine-Finanzierungen. Die unternehmerische Orientierung zeigt sich nun aber auch an einem Merkmal, das man sonst am Markt vergeblich sucht: Die Mitarbeiter sind zu insgesamt 30 Prozent an der als nicht börsennotierten Aktiengesellschaft firmierenden Bank beteiligt. „Damit ändert sich das ganze Verhalten“, beobachtet Häger, der die Unternehmensteile in beiden Ländern kennt. Es herrsche eine andere Mentalität als in anderen Banken, zudem gebe es eine Interessenidentität zwischen Bank, Kunden und Mitarbeitern, wenn alle unternehmerisch denken. Ein augenfälliges Unterscheidungsmerkmal zu anderen Häusern ist zudem der Fokus auf dem deutsch-französischen Geschäftsmodell – nicht nur intern, im Zusammenspiel der beiden doch häufig unterschiedlichen Kulturen (was im Übrigen Vorbild für viele andere Strukturen sein könnte angesichts der Bedeutung, die die deutsch-französischen Beziehungen insgesamt in Europa haben). „Wir bieten unseren Kunden einen tiefergehenden Marktzugang ins jeweils andere Land“, beschreibt Keller den Vorteil. Die Bank vernetze zudem Kunden, die so häufig auch untereinander neue Beziehungen knüpfen.
Im Asset Management, der Verwaltung und Steuerung von Vermögenswerten, unterscheidet sich die Bank ebenfalls von vielen anderen Häusern am Markt. Da man den Schwerpunkt auf Aktien legt, beschäftigt die Bank viele eigene Analysten. Sie befassen sich sehr tiefgehend mit den Unternehmen, die für die Vermögensverwaltung in Frage kommen. „Wir bieten damit auch Privatanlegern einen institutionellen Ansatz“, fasst Häger zusammen. Kein Wunder, dass sich das auf die Zahlen aus- wirkt: Im Wealth Management verzeichne sie in diesem Jahr ein zweistelliges Wachstum – netto, also durch Zugewinn neuer Kundengelder. Dabei ist neben Aktien eine weitere Di- versifizierung möglich, die die Anlageberater auch empfehlen. Ab nächstem Jahr werden Investments in Projekte der Künstlichen Intelligenz und in Private Equity-Engagements angeboten, verrät Häger. Zum Erfolg der Bank trägt Keller übrigens mit einer persönlichen Eigenschaft bei, die ihn sicher vom Markt abhebt: Er war Olympiaschwimmer und hat daraus Zielstrebigkeit, Konzentrationsfähigkeit und Energie auch auf sein Bankiersleben übertragen – ganz nach der Devise: „Weitermachen, wo andere aufgeben.“
„Die Bank wird von einer Unternehmerfamilie geführt, die mit eigenem Geld
engagiert ist“