Kalenderblatt 5. Dezember 1854
Der Berliner Ernst Litfaß war Drucker. Doch die Plakate, die er und seine Kollegen druckten, verschandelten seiner Ansicht nach seine Heimatstadt – sie hingen überall, wurden oft überklebt oder einfach abgerissen. Litfaß suchte nach einer Lösung und erfand die Litfaßsäule. Am 5. Dezember 1854 erhielt er die Genehmigung, die damals noch als „Annoncier-Säulen“bezeichneten Mini-Bauwerke zu errichten. Wer nun in Berlin eine Ankündigung machten wollte, mietete einen Platz und konnte sicher sein, dass sein Druckwerk nicht noch am gleichen Tag überklebt wurde. Litfaß-Säulen verbreiteten sich über Innenstädte in ganz Europa. Und sie erhielten zusätzlichen Nutzen: In manchen Städten diente der Innenraum als Abstellkammer für Gerätschaften zur Straßenreinigung. Andernorts wurden Säulen zum Technikraum. In Wien kann man über einige Litfaßsäulen zu unterirdisch verlaufenden Flüssen hinabsteigen, wenn man den richtigen Schlüssel hat. In anderen Städten sind Litfaßsäulen gut versteckte Zugänge zur Kanalisation. In einigen der runden Werbeflächen befinden sich Kioske oder Marktstände, teilweise sogar öffentliche Toiletten. Der zusätzliche Nutzen hat der Litfaßsäule geholfen, in Zeiten der modernen Wohnung zu bestehen. Obwohl sie heute altmodisch wirken, gibt es nach Schätzungen noch mehr als 60.000 Litfaßsäulen in Deutschland.