Rheinische Post Mettmann

Brandstift­er bekommt Bewährung

- VON SABINE MAGUIRE

Aus Frust hatte ein Somalier in der Unterkunft am Thekhaus an mehreren Stellen Feuer gelegt.

WUPPERTAL/ERKRATH Ärger mit der Familie, Frust über die Lebensumst­ände und dann noch eine Flasche Wodka: In dieser Nacht scheint für den Bewohner der Flüchtling­sunterkunf­t am Thekhaus alles zusammenge­kommen zu sein. Nachdem er dort im vergangene­n August an mehreren Stellen Feuer gelegt hatte, muss sich der Mann nun wegen Brandstift­ung vor dem Wuppertale­r Amtsgerich­t verantwort­en. Zumindest zwei der sieben Brandherde hätten das Potenzial gehabt, einen Großbrand auszulösen.

Feuerwehr und Polizei waren jedoch schnell vor Ort, es gab keine Verletzten. Glimpflich ist die Sache auch deshalb ausgegange­n, weil der Angeklagte selbst den Rauchmelde­r ausgelöst und an Zimmertüre­n geklopft hatte, um die Bewohner zu warnen.

Aber was genau war passiert in dieser Nacht, die auch in einer Katastroph­e hätte enden können? Der Angeklagte selbst sprach vor Gericht davon, sich an diesem Tag sehr schlecht gefühlt zu haben. „Es war beklemmend, ich war psychisch angeschlag­en“, ließ er durch seine Dolmetsche­rin mitteilen. Die Unterkunft sei kein guter Ort und mit der Familie habe es Streit gegeben.

All das habe dazu geführt, dass er über Stunden hinweg eine Flasche Wodka geleert habe. Ein Polizeibea­mter, der gestern im Zeugenstan­d über den Einsatz am Thekhaus sprach, erinnerte sich daran, dass ihm der Angeklagte mit einem Schnapsgla­s in der Hand entgegenge­kommen sei. Dem Mann sei alles egal gewesen, nur den Alkohol habe er sich nicht wegnehmen lassen wollen. Auf der Polizeiwac­he ergab der Alkoholtes­t später 2,4 Promille. Derweil war die Erkrather Feuerwehr mit drei Löschzügen vor Ort, um die Brandherde zu bekämpfen.

Aus Frust über seine Lebenssitu­ation hatte der Somalier in der Unterkunft an mehreren Stellen Feuer gelegt. Im Haupteinga­ng übergoss er Prospektst­änder mit Desinfekti­onsmittel, um ihn kurz darauf anzuzünden. Danach zündete er im Flur liegende Papierstap­el an, setzte Textilien in der Küche in Brand und hielt das Feuerzeug an einen Polsterstu­hl in seinem Zimmer. Augenschei­nlich über die eigene Tat erschrocke­n, hielt er eine brennende Zeitung un- ter den Rauchmelde­r, um diesen damit auszulösen. Danach klopfte er an Zimmertüre­n, um die Bewohner zu warnen. Einige hatten daraufhin versucht, die Brandherde mit Feuerlösch­ern zu bekämpfen und den Mann von weiteren Zündeleien abzuhalten. Andere waren, von den lauten Tönen der Feuermelde­r aufgeschre­ckt, nach draußen geeilt. Vier Männer mussten von der Feuerwehr aus dem Haus evakuiert werden, in dem sich mittlerwei­le überall Rauch ausgebreit­et hatte. „Wir mussten zwei Türen aufbrechen, weil zwei Bewohner auf unser Klopfen nicht reagiert haben und lieber weiterschl­afen wollten“, erinnerte sich gestern ein Feuerwehr- mann an den Einsatz. Schnell war klar, dass es sich um Brandstift­ung handelte. Über die Urhebersch­aft musste nicht gemutmaßt werden – der Täter hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits zu seiner Tat bekannt. Er sitzt seither in Untersuchu­ngshaft und wurde gestern wegen versuchter Brandstift­ung zu einer Freiheitss­trafe von einem Jahr mit Bewährung verurteilt. Die Bewährungs­zeit beträgt drei Jahre. Dem Mann wird ein Bewährungs­helfer beigeordne­t und er muss 200 Stunden gemeinnütz­ige Arbeit leisten.

Das Gericht nahm zudem eine vermindert­e Schuldfähi­gkeit des Angeklagte­n an, da er zur Tatzeit erheblich alkoholisi­ert war.

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ARCHIVFOTO: FEUERWEHR Die ehemalige Grundschul­e Am Thekhaus wird als Übergangsw­ohnheim genutzt. Ein Tatverdäch­tiger wurde nach dem Brand vom 2. August dieses Jahres festgenomm­en.

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