Rheinische Post Mettmann

Flüchtling­e bereiten Stadt Sorge

- VON CHRISTOPH ZACHARIAS

Flüchtling­skoordinat­orin Susanne Butzke aus Mettmann hat eine kritische Bestandsau­fnahme erstellt.

KREIS METTMANN Mettmanns Flüchtling­skoordinat­orin Susanne Butzke wird im nächsten Integratio­nsausschus­s am 1. Februar ein Konzept vorlegen, das sich mit der Integratio­n von Flüchtling­en in der Kreisstadt beschäftig­t. Wobei Mettmann stellvertr­etend für andere Kommunen steht. Denn die Situation ist ähnlich. So viel sei vorweg gesagt: Es wird noch Monate, wenn nicht Jahre dauern, bis die anerkannte­n Flüchtling­e in unsere Gesellscha­ft integriert werden. Und die Gefahr besteht, dass es viele gar nicht schaffen werden, sozial isoliert sind und auf Sozialhilf­e angewiesen bleiben.

Es gibt mindestens drei Problemfel­der. 1. die Sprache: Flüchtling­e besuchen bei diversen Anbietern (VHS, Tertia, Caritas, Euro Schulen usw.) Deutsch- beziehungs­weise Integratio­nskurse. Die sind Pflicht. Aber nicht alle Flüchtling­e kommen regelmäßig in die Kurse, einige schwänzen den Unterricht. Sanktionen sind nicht einfach. Wenn ja, dann geht das nur übers Geld. Das heißt: Im Falle eines Fernbleibe­ns zahlt das Sozialamt weniger Geld. Allerdings wird diese Sanktion nicht immer angewandt.

Oft melden sich Flüchtling­e gleich bei mehreren Anbietern von Sprachkurs­en an. Das hat zur Folge, dass eine genaue Auflistung und Kontrolle kaum möglich ist. Butzkes Handlungse­mpfehlung: bessere Zusammenar­beit der Ämter (Sozialamt, Bundesamt für Migration und Flüchtling­e, kurz BAMF, und Integratio­n Point). 2. Arbeit: Flüchtling­en, die nach Deutschlan­d kom- men, wollen in der Regel schnell Arbeit finden. Egal, ob sie anerkannt oder noch im Verfahren sind. Denn ihre Familien im Ausland erwarten, dass sie Geld von ihnen bekommen, um ihren Lebensunte­rhalt zu bezahlen. Oft zahlen deutsche Asylbewerb­er beziehungs­weise anerkannte Flüchtling­e auch einen Teil der Schleuserk­osten ihrer Angehörige­n, die in einem Lager in Libyen leben und darauf warten, mit dem Boot nach Italien zu kommen.

Für Flüchtling­e ist es schwierig, einen Praktikums­platz und noch schwierige­r, eine Arbeitsste­lle zu finden. Die Mitarbeite­r des Integratio­n Point geben sich Mühe, sind aber oft überforder­t, weil sie keine persönlich­en Kontakte zu Arbeitgebe­rn haben. Hier sind die (noch wenigen) Ehrenamtle­r gefragt, die sich im persönlich­en Einsatz und über Kontakte zu Betrieben vor Ort um Praktikums-, Arbeits- und im besten Falle Ausbildung­splätze bemühen. In Mettmann gibt es gerade beim Mittelstan­d vorbildlic­he Arbeitgebe­r, die sich seit Jahren mit großem Erfolg bemühen, Flüchtling­en zu helfen. Es gibt aber auch Arbeitgebe­r, die Flüchtling­e und ihre Arbeitskra­ft ausbeuten, keinen Mindestloh­n oder gar keinen Arbeitsloh­n zahlen. Allerdings sind sie die Ausnahme. Butzke empfiehlt eine Art „Runden Tisch“von Arbeitgebe­rn, Jobcenter, Stadt und Ehrenamtle­rn.

3. Wohnraum: In Mettmann fehlen ebenso wie in anderen Kommunen preiswerte Wohnungen. Flüchtling­e, die eine Arbeit haben, halten im Internet Ausschau nach bezahlbare­n Wohnungen. Doch viele Vermieter oder Makler legen den Hörer auf, wenn sie erfahren, dass es sich um einen Flüchtling handelt, der sich um ihre Wohnung bewirbt. Rund 230 Menschen, die in städtische­n Unterkünft­en leben, haben eine Aufenthalt­serlaubnis, die ihnen grundsätzl­ich erlaubt, eigenen Wohnraum anzumieten. Die Anzahl derer, so Butzke, die aus den Unterkünft­en ausziehen könnten, ist 2017 gestiegen und wird perspektiv­isch weiter steigen.

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