Krieger im Buddha-Tempel
Um Südkorea kennenzulernen, lohnt der Besuch eines Klosters. Oberstes Gebot: Immer lächeln. Unser Autor hat den „Kniefall-Marathon“mitgemacht.
Alle Wege führen zu Buddha: Anschauungsunterricht mit dem Erleuchteten gibt es zwei Autostunden von Seoul entfernt – im Seoraksa Nationalpark. Mit Kerzen und Räucherstäbchen in den Händen beten Gläubige vor einer 15 Meter hohen Statue. Steile Kliffs, plätschernde Wasserfälle und zackige Felsformationen betten die imposante Erscheinung in ein himmlisches Landschaftsensemble.
Ein paar Schritte weiter stapeln sich Hunderte schwarze Ziegel. Wanderer kaufen sie auf ihrem Weg für ein paar Euro, schreiben ihre Wünsche darauf und steuern so einen Obolus zum Erhalt der Tempelanlage bei: Ist die Kreide auf den Steinen verblasst, erfüllen die „Wunschzettel“als Dachziegel eine ganz irdische Aufgabe.
Am japanischen Meer in der südwestlichen Provinz Gyeonsangbuk-do schmiegt sich in einem engen Tal der 1500 Jahre alte Kriegertempel Golgulsa an eine Felswand des HamwolBergs. An der Spitze der Anlage dominiert eine gewaltige aus einem Kalkfelsen geschlagene Buddha-Statue das Heiligtum. Die Klosteranlage lässt Touristen bei einem Tempelaufenthalt an 365 Tagen im Jahr buddhistischen Alltag miterleben.
Der Besuch beginnt in einer Kleiderkammer mit dem strengen Hinweis, keine bunten Sachen zu tragen und diszipliniert dem täglichen Zeitplan zu folgen. 17.30 Uhr: Noch eine halbe Stunde bis zur abendlichen Zeremonie Balwoo Gongyyang (Gemeinschaftsessen). Ein Mönch lächelt. Dann schiebt er ein Textilbündel über den Tisch. Unter dem linken Arm eine beigefarbene Weste und eine braune schlabberige XXL-Schnürhose, in der rechten Hand das Reisegepäck geht es zum Kleiderwechsel die Treppen hinauf ins Gästezimmer. Die karge Unterkunft mit zwei Regalen, einem brummenden Kühlschrank und einer Steppdecke als Nachtlager auf dem beheizten Fußboden lässt viel „Raum“zur Selbstfindung.
Im neonhellen Speisesaal knacken zum ersten Mal die Knochen: Runter auf den harten Holzboden in den Lotussitz und mit Stäbchen das vegetarische Mahl aus vier Schüsseln picken. Wem Reis, Kimchi, scharfes Wurzelgemüse oder Seetang durch das Essbesteck flutscht, bezahlt mit einem knurrenden Magen. Egal. Beim Sonmudo in der benachbarten Trainingshalle geht das Grummeln ohnehin im dumpfen Poltern der Sprünge und im Knacksen der Gelenke unter. Von Bildern an den Wänden blicken „Erleuchtete“und Wei-