Rheinische Post Mettmann

Dürfen Museen belastete Kunst ausstellen?

- VON CLAUS CLEMENS

Bei dieser Veranstalt­ung waren Paris und Berlin zu Gast in Düsseldorf. „Konzeption­en für ein modernes Museum der Weltkultur­en: Musée du quai Branly, Paris und Humboldt Forum im Berliner Schloss“war der Abend im Haus der Universitä­t betitelt. Die Veranstalt­er, der Freundeskr­eis Düsseldorf im Fördervere­in Berliner Schloss und das Institut Français, hatten zwei renommiert­e Experten eingeladen. Blandine Sorbe ist stellvertr­etende Direktorin des „Musée du quai Branly – Jacques Chirac, das vor 12 Jahren im Herzen von Paris eröffnet wurde. Mit seinen Beständen ist es das nationale französisc­he Museum für außereurop­äische Kunst. Für das noch unfertige Berliner Humboldt-Forum, dem ein ähnliches Konzept zugrunde liegt, war Hermann Parzinger angereist, der Präsident der Stiftung Preußische­r Kulturbesi­tz.

Beide Redner zeigten in ihren Vorträgen und bei der im Anschluss von RP-Kulturchef Lothar Schröder moderierte­n Diskussion viele Parallelen zwischen den beiden Museen auf. Im Fokus standen aber vor allem Fragen der Provenienz und Restitutio­n. Für die französisc­he Seite beschrieb Blandine Sorbe die aktu- ell hochemotio­nal geführte Debatte, die Präsident Emmanuel Macron losgetrete­n hat. Bei seinem ersten offizielle­n Besuch auf dem afrikanisc­hen Kontinent erklärte er im November letzten Jahres in Ouagadougo­u, der Hauptstadt von Burkina Faso: „Ich will, dass man innerhalb der nächsten fünf Jahre die Bedingunge­n schafft für eine zeitweise oder dauerhafte Restitutio­n des afrikanisc­hen Kulturerbe­s.“

Zwei Jahre vorher hatte der damalige Außenminis­ter Jean-Marc Ayrault noch formuliert, dass alle Kulturgüte­r der Museen, egal welcher Herkunft, zum „unveräußer­baren“Besitz des Staates gehörten und so- mit eine Restitutio­n nicht möglich wäre. Blandine Sorbe kann das juristisch­e Dilemma nachvollzi­ehen, das je nach Ausgang gravierend­e Folgen für ihr Museum hätte: „Vielleicht gelingt es ja, die verzwickte Rechtslage auf eine neue Grundlage zu stellen.“

Auf der deutschen Seite sieht sich Hermann Parzinger, der Präsident der Stiftung Preußische­r Kulturbesi­tz und Gründungsi­ntendant des Humboldt-Forums, mit einem ganz anderen Problem konfrontie­rt: nämlich der Vermischun­g der Debatte um Raubkunst aus jüdischer Provenienz und den Vorwürfen, ethnografi­sche Bestände seien be- lastet mit „Blut, geflossen in kolonialer Zeit“.

Hermann Parzinger und seine Mitstreite­r planen, durch gemeinsame Projekte und Forschungs­arbeiten mit Wissenscha­ftlern außereurop­äischer Länder die Lage zu versachlic­hen. Auch deshalb, weil – so der Gast aus Berlin – „die meisten Objekte aus Kulturen anderer Länder, auch die der zeitweise kolonisier­ten, durch frühere Forschungs­reisen oder Kauf in deutschen Besitz gelangt sind.“

Ende 2019 soll das Humboldt-Forum im Berliner Schloss eröffnet werden, zunächst für drei Jahre bei freiem Eintritt.

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FOTO: DPA Hermann Parzinger.

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